Haspelmoor (2025)

Am 18. und 19. Januar 2025 veranstalteten die Naturwanderfreunde Haspelmoor die 48. Internationalen Winterwandertage im oberbayerischen Hattenhofen, Haspelmoor und Umland.

Stadler Regio-Shuttle der ErfurtBahn in Hof Hbf

Angereist war ich am 18. Januar 2025 ab 7:54 mit einem Stadler Regio-Shuttle der ErfurtBahn bis Hof, dann weiter mit dem Doppelstock-RE2 bis München. Danach noch ein paar Minuten mit einem Siemens Desiro von Arverio bis Haspelmoor. Die blau-weißen Züge gehörten früher der Go-Ahead Verkehrsgesellschaft die Februar 2024 von der ÖBB Personenverkehr AG unter dem Namen „Arverio“ übernommen wurden. Das kommt von Arvernius dem Gott der Wege.

Hattenhofen, Kirche St. Johann

In der Bäckergasse empfängt einen Hattenhofen mit der katholische Kuratiekirche St. Johann Baptist, einem gotischer Saalbau mit eingezogenem Polygonalchor und einem Zwiebelturm, der so groß ist, dass er nicht mehr auf das Foto passte. Alles aus dem frühes 14. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert barockisiert, Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine schmiedeeiserne Friedhofseinfriedung angebracht und 2003 ein Schild mit der Aufschrift „Kein öffentlicher Durchgang“.

Römischer Meilenstein

Bei dem Römer-Meilenstein, nicht das Original – das wurde geklaut, war leider der Akku der Meinung es sei zu kalt und verabschiedete sich. Also auf zum Gasthof Eberl. Die Fahrt hatte über sieben Stunden gedauert und ich hatte bis sechs Uhr früh gearbeitet. Da war also an Wandern nicht mehr zu denken. Im Hotel legte ich mich gegen 17:00 Uhr ins Bett und wachte erst den nächsten Tag früh nach 8 Uhr wieder auf. Verschlafen.

Pfarrhaus: kubischer Walmdachbau mit Eckrustika im Stil des reduzierten Historismus von Architekt Balthasar Hafenmeier (1915)

Ich nahm also erst am Sonntag, am 19. Januar 2025, teil und fand mich gegen 09:20 Uhr an der Turnhalle Hattenhofen, direkt neben der Grundschule, ein. Vorher hatte ich noch einen Abstecher zum Pfarrhaus an der Hauptstraße gemacht, um ein Nebelbild zu knipsen. Ich kaufte eine Startkarte für 3 Euro und machte mich auf den 22 Kilometer langen Rundweg. Weitere Wanderwege gab es mit 5 und 10 Kilometern Länge.

Brandfeld

Die GPX-Aufzeichnung startete ich erst nach 200 Metern. Es ging erstmal flott nach Nordwesten aus Hattenhofen heraus bis zum Wald. Vorher teilten sich die Strecken. Leider kam ich so nicht an der inzwischen eingeebnete Viereck- oder Keltenschanze im Brandfeld vorbei. Früher glaubte man, dass seien Kultstätten gewesen – heute glauben die meisten Archäologen die Viereckschanzen seien eingefriedete ländliche Gehöfte etwas reicherer Bauern gewesen. Zeitlich ist die Viereckschanze in die Zeit der Kelten (manche sagen auch Gallier), also in die Latènekultur zwischen 450 v. Chr. und 40 v. Chr. einzuordnen.

Rotes Moos

Bis 1840 wurden Teile des Haspelmoors für den Bau der Eisenbahnstrecke entwässert. Es war die erste Eisenbahntrasse, die durch ein Moor geführt wurde. Dadurch wurde der nördliche Teil des Moores, Rotes Moos genannt, abgetrennt. Der kleine Moorrest nördlich des Ortsteils Haspelmoor ist landschaftlich sehr reizvoll. Der Wanderweg durchquerte nun von Nord nach Süd das Rote Moos.

Rotes Moos

Hattenhofen hat im Ortsteil Haspelmoor einen Bahnhof an der Bahnstrecke München – Augsburg. Die München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete 1840, mit einer Finanzspritze von 1,8 Millionen Mark vom König Ludwig I., die neue Bahnlinie. Wie bei ähnlichen Großprojekten hatten die geplanten Gelder nicht gereicht. Ludwig I. konnte aber auch nicht mit Geld und hat vier Jahre später den Bierpreis erhöhen wollen, was zur Münchner Bierrevolution führte.

Ortsteil Haspelmoor

1853 wurde der Bahnhof Haspelmoor errichtet, da Ludwig I. hier Torf gewinnen wollte, u.a. für den Betrieb von Lokomotiven. Es entstand neben der Torffabrik eine kleine Siedlung, die nach dem zweiten Weltkrieg nochmals deutlich größer wurde und in welcher nun der erste Kontrollpunkt war. Ich ließ nur meine Startkarte abstempeln und lief gleich weiter.

Bahnhof Haspelmoor – Unterführung

Der Wanderweg führte nun zum Bahnhof, an dem ich am Vortag angekommen war und durch die Unterführung am Bahnhof. Auf der anderen Seite in der Bahnhofstraße ging es an einem zweigeschossiger unverputzter Backsteinbau mit Satteldach und Geschossgliederung aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhundert vorbei, weiter nach Süden. Dort bog der Wanderweg dann direkt nach rechts ins Haspelmoor ab.

Am Bahnhof Haspelmoor

Auf einem Single-Trail mit vielen Wurzeln ging es durchs Moor. Das Haspelmoor entstand nach dem Ende der Eiszeit durch einen großen See, der dann verlandete. 1931 wurde der Torfabbau beendet. Die Narben und Spuren des früheren Abbaus sind noch immer sichtbar. Die Bäume sind eigentlich ein Problem, die gehören nicht in ein Moor. Auch nicht die Bundeswehr, die 1984 einen Leopard II – Panzer und einen Bergepanzer im Moor versenkte. Am Ende des Weges war ich wieder an der Bahnlinie und dort ging es weiter nach Westen.

Haspelmoor

Spaziergänge an Schienen können durchaus gefährlich sein. So war Anton Rauschmayr, der sich bei einem Sonntagsspaziergang 1840 in Althegnenberg Dampfwagen angeschaut hatte, auf dem Rückweg nach Hattenhofen, verbotenerweise auf den Schienen der „Ludwig-Bahn“ gelaufen. Dafür schlug ihm ein etwas zu diensteifriger Bahnwärter den Schädel ein und Rauschmayr musste auf dem Gottesacker zu Hattenhofen beerdigt werden.

Bei Hörbach
Bei Hörbach

Immernoch lag über der Wanderung der surreale Hauch den Nebellandschaften so ansich haben. Übrigens habe ich zur Wanderung etwas gemacht, was man nicht machen sollte: ich hatte nagelneue Schuhe an. Da ich keine Zeit hatte meine Hoka zuhause einzulaufen, hab ich sie einfach angezogen und bis auf eine kleine Blase an der linken Ferse haben sich die Schuhe bewährt. Allerdings wurde es manchmal auf Eis etwas rutschig. Aber die Schuhe sind auch für den Sommer gedacht.

Hörbach

Hörbach glänzt mit seinem Kirchturm der St. Andreas, welcher 1718-1719 errichtet wurde und dann mit einer rotgestrichenen Doppelzwiebel versehen wurde. Der Pfarrer hat 1718 übrigens die Grundsteinlegung verschlafen. Bereits 1746 musste die Turmkuppel repariert werden. 1893 kam eine Uhr aus München dazu. 1925 gab es die letzte bekannte Hexenaustreibung. Die vermeintliche Hexe klagte wegen Verleumdung vor dem Amtsgericht Fürstenfeldbruck und bekam Recht.

Hörbach

In Hörbach war dann auch die nächste Stempelstelle und ich machte mal eine kleine Pause und aß eine rote Bratwurst. Die 15 Minuten Pause kann man sich ja nach paar Kilometern mal gönnen. Dann ging es weiter nach Norden in Richtung Althegnenberg. Ich lief an dem Feld vorbei, wo am 24. April 1944 ein US-amerikanischer Bomber der 8. Air- Force Einheit 306, Typ Boeing B-17, genannt „fliegende Festung“, von einer Messerschmidt ME109 abgeschossen und abgestürzt war.

In Althegnenberg fällt sofort der kegelförmiger, künstlicher Hügel von heute circa sieben Meter Höhe auf dessen Plateau von einer Kapelle bekrönt wird. In Vorzeiten stand da eine Turmhügelburg. Die heutige Marienkapelle geht auf eine Stiftung von Friedrich Peter Freiherr von und zu Hegnenberg-Dux, aus dem Jahre 1676 zurück. Zu dieser Marienkapelle gab es eine Wallfahrt, sodass 1763 die Kapelle um ein Langhaus erweitert wurde. Heute evangelisch-lutherisch.

Althegnenberg

Nach Althegnenberg gab es dann einige Höhenmeter und es ging hinauf in den Dornschlag. Es war schön, mal wieder einen richtigen Wald zu durchwandern. Im Gegensatz zu meiner letzten Wanderung im Harz, gab es hier gesunde Bäume. Nach Norden ging es dann aus dem Wald hinaus nach Oberdorf und von dort nach Osten nach Mittelstetten. Nach Oberdorf gab es ein ehemaliges römisches Landgut (eine Villa rustica) von der ich aber nichts erkennen konnte.

Mittelstetten

In Mittelstetten erwartete mich eine weitere Kontrollstelle, allerdings ohne Stempel, dafür mit Wellenschnittschere. Die nette Frau, die aushilfsweise auf die Werkstatt aufpasste, unterhielt mich in einer weiteren Wanderpause mit politischem Smalltalk. Nach ein paar Schlucken des hervorragenden Tees ging es dann weiter in Richtung Vogach.

Bei Vogach

Immer wieder gab es zwischendurch herrliche Landschaftseindrücke in herbstlichen oder winterlichen Farben. Die Veranstalter haben wirklich einen sehr schönen Wanderweg markiert, der übrigens auch sehr gut markiert war. Auch ohne GPX-Track hat sich niemand verlaufen. Schön, das auch das Wetter mitspielte, kein Schneefall, kein Regen und ab Mittag kam auch die Sonne zum Vorschein.

Bei Vogach

Bei Vogach führte der Wanderweg am Dorf vorbei. Die sehenswerte Kirche ist leider am nördlichen Ortsrand des Kirchdorfes: dieröm.-kath. Filialkirche St. Johannes der Täufer (früher St. Michael und Johannes der Täufer) ist ein spätgotischer Saalbau mit eingezogenem Polygonalchor und 1875 errichtetem Turm. Früher gab es in Vogach auch eine Mühle und ein kleines kleine Schloss.

Bei Vogach

Von Vogach aus ging es erst nach Süden, dann nach Osten übers Feld. An einer Kreuzung beginnt der Herrenzeller Weg der durch ein Waldgebiet namens Frischling führt. Dort war vorher ein Harvester unterwegs und ich hätte mich in den Eispfützen der Radspuren beinahe unfreiwillig hingelegt. Nach dem Wald trifft man auf eine Pferdekoppel, drei Höfe, Ställe und eine kleine Kirche. Der kleine Ort, mitten im Nichts, heißt Hanshofen.

Auf dem Herrenzeller Weg durch den Frischling

1835 kam Familie Näßl auf den kleinen Weiler zwischen Vogach und Längenmoos und trieb Land- und Viehwirtschaft. 1983 begann, nach Übernahme des Hofes durch Innozenz Näßl, der Aufbau eines Reitdomizils unter dem Namen „Tashina Haila“. Hier können Pferdeliebhaber ihre Tiere einstellen. Zuletzt wurde über 80 Pferde gesprochen, die das natürliche Leben auf den Weiden geniessen können. Es gibt Trainingsmöglichkeiten in zwei Reithallen und auf einem Reitplatz.

Tashina Haila

Woher der Name „Tashina Haila“ stammt habe ich aber nicht herausbekommen. In der Sprache der Lakota heißt es wohl Decke oder Schal. Schreibt gerne in die Kommentare, wenn ihr herausbekommt, was die Worte bedeuten mögen. Ich lief einstweilen weiter auf der Längenmooser Straße, die dann einen Knick macht und Hanshofer Straße heißt, weiter nach Längenmoos.

Längenmooser Straße, im Hintergrund Schelmalaich

In Längenmoos führte der Wanderweg nun um die Kapellte St. Maria herum, über die Dorfstraße zum Schwedenweg, wo es erneut einen (letzten) Kontrollpunkt gab. Ich trank nocheinmal etwas Tee und machte mich dann an die letzten Kilometer in Richtung Süden. Nächstes markantes Ziel der Funkturm Längenmoos auf 575 Meter Höhe., von dem aus man vielleicht Türme in München und Augsburg sehen kann.

Funkturm Längenmoos

Der Funkturm ist ein bekanntes Zeil von Radfahrern und Wanderern. Vermutlich stand er bereits als Holzkontruktion im Juli 1934 als Bauernknecht Leonhard Drexler aus Hattenhofen in vier Tagen 723 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren ist. Heute ist es ein Mobilfunkturm der Deutschen Funkturm GmbH aus Leipzig. Da er auch schon lange steht, verursachte er auch nicht soviel Streit wie der 30-Meter-Funkturm der 2021 an die Bahngleise von Hattenhofen gestellt werden sollte.

Wald mit Hügelgrab

Der örtliche Wanderverein Naturwanderfreunde Haspelmoor hat vom Gasthof Eberl auch zwei permanenten Wanderweg angelegt. Die 5-Kilometer-Variante umrundet den Funkturm. Im ersten Waldstück dieses Weges, den ich nun zurück nach Hattenhofen lief, gibt es links und rechts einige Hügelgräber, die noch sichtbar, aber halt zugewachsen sind. Zum Suchen eignet sich gut die Karte aus dem Bayernatlas. Die Hügelgräber sind zeitlich noch nicht zugeordnet worden.

Hattenhofen – Blick nach Norden

Gegen 14:00 Uhr traf ich dann wieder in der Turnhalle in Hattenhofen ein, wo zu diesem Zeitpunkt über hundert Wanderer versammelt waren. Der GPX-Viewer hat angezeigt: 22,5 Kilometer in 4 Stunden und 37 Minuten. Also 4,9 km/h. Mit zwei Pausen und vielen Fotos unterwegs ist das brauchbar. Mit den neuen Schuhen schaffte ich eine maximale Geschwindigkeit von 7,4 km/h. Ich trank zwei kalte Colas und nahm ein großes Kuchenpaket mit ins Hotel.

Hattenhofen – Turnhalle

Die Rückfahrt nach Leipzig ging dann am Montag über fast zehn Stunden, beginnend mit Verspätung am Bahnhof Haspelmoor gegen 09:40 Uhr. Zurück in Leipzig war ich erst 19:20 Uhr, wegen einer Verspätung des RE2 zwischen München und Hof.

Quellen: Wikipedia, Toni Drexler / haspelmoor.de, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, GUSTL, SZ // Veranstalter: Naturwanderfreunde Haspelmoor

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