Adria – Speicherbecken Borna (2025)

Am 16.03.2025 fuhr ich am späten Nachmittag mit der S-Bahn von Leipzig nach Borna um dort die Adria zu umrunden. Adria meint das Speicherbecken Borna. Die Talsperre gehört zu den größten Talsperren der Welt: die Talsperre hat einen Staudamm von 6,5 Kilometer Länge. Zur Talsperre ging es durch eine Kleingartensiedlung und einen kleinen schlammigen Weg und dann den Damm hinauf.

Von Borna zur Adria

Ich laufe im Uhrzeigersinn um den See. In den 1960er Jahren starben mit dem Braunkohletagebau Borna-Süd drei Orte: Hartmannsdorf, Görnitz und Deutzen. Der alte Dorfkern von Deutzen wurde überbaggert und das Dorf weiter westlich als Neu-Deutzen auf dem ehemaligen Gelände des Tagebaus Deutzen neu gebaut. Hartmannsdorf und Görnitz nicht, dafür haben sie einen Gedenkstein bekommen. Ein erster Blick auf den See, dann geht es nach Süden.

Einst floss hier die Pleiße durch eine Auenlandschaft. Dann wurde Braunkohle gefunden und im Tagebau abgebaut. Die Auenlandschaft verschwand, die Pleiße wurde umgelegt und begradigt und tiefe Löcher gegraben. Das Restloch des Tagebaus Borna-Süd ist der heutige Stausee, nachdem alles ausgekohlt war. Neue Nutzung als Speicherbecken. Der Mensch konnte hier angeln, baden und sogar surfen. Es gibt sogar einen Surfclub. Bis auf Weiteres ist das aber alles vorbei.

Surfclub

Im Norden und Osten verläuft der 6,5 Kilometer lange Staudamm, der aus Abraummaterial des Braunkohletagebaus besteht. An den Böschungen besteht die Gefahr von Grundbrüchen und Setzungsfließen. Von 2021 bis 2022 hat man auf Probefeldern mit Rüttelverdichtung und schonender Sprengverdichtung, das Gefahrenpotential ausgelotet. Trotz Zugabe von 32000 Tonnen Sand und Kies, hat sich das Testfeld um bis zu zwei Meter abgesenkt. Es gibt also eine große Verflüssigungsgefahr.

Probefeld

Nun muss alles saniert werden. Bis mindestens zum Jahr 2029 können große Bereiche des Speicherbeckens nicht betreten werden. Außerdem ist natürlich das Baden, Angeln und Surfen nicht gestattet. Hinweisschilder kennzeichnen die gefährdeten Gebiete, die nicht betreten werden dürfen. Der See kann daher nur sehr weitläufig umlaufen werden. Ich bin nun fast 500 Meter vom Seeufer entfernt – weit im Süden.

Bornaer Straße

Blumroda wurde 1410 erstmals urkundlich erwähnt. 1854 begann der Braunkohleabbau. Damals noch im Tiefbau in den Gruben „Wilhelmgrube“, „Glück Auf I“ und später „Belohnung“. 1948 wurde der Tagebau Blumroda/Regis VII aufgeschlossen und der Ort überbaggert. Auch der Wasserturm wurde abgerissen, dafür hat Deutzen einen neuen bekommen. 1954 kam es zu einem Pleiße-Hochwasser – durch einen Dammbruch wurde der Tagebau Blumroda geflutet. Heute gibt es ein Gewerbegebiet mit diesem Namen. Ich bog nach rechts auf die Bornaer Straße und lief weiter nach Westen.

Zuleitung von der Kleinen Adria

Gespeist wird die Adria durch den Fluss Pleiße. Eine Zuleitung, mit einem kleinen See namens „Kleine Adria“ speist das Speicherbecken. Es gibt eine Kopplung an das südliche grüne Rückhaltebecken Regis-Serbitz – im Volksmund „Der See“ genannt. Dies dient zum Hochwasserschutz. Bei den Hochwassern von 2002 und 2013 war das Speicherbecken sehr hilfreich. Die Adria ist eigentlich nur zur Hälfte gefüllt. Bei Hochwasser kann der Stausee dann die vollen 100 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Die Tiefe erhöht sich dann von 25 auf 38 Meter.

Ich erreichte Regis-Breitingen und lief durch den kleinen Ort. Auf der Deutzner Straße ging es nun wieder nach Norden. Dort gelangt man zur Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen: 283 Haftplätze im geschlossenen Vollzug, 30 Haftplätze im offenen Vollzug, 20 Jugendarrestplätze im offenen Vollzug und 14 Vollzugsplätze in freien Formen. Ich wechselte hier auf den Pleiße-Radweg, den ich bereits 2013 gefahren bin. Dieser Radweg führt hier an der kanalisierten Pleiße entlang, die wegen des Tagebaus verlegt wurde.

Seit 1900 ist Deutzen ein Braunkohledorf. Dies führte zu einem starken Zuzug, insbesondere aus Bayern. 1910 entstand das Braunkohlewerk „Kraft II“, 1912 eine Brikettfabrik und 1937 eine Schwelerei. 1974 wurde die Schwelerei geschlossen und 1992 gab es auch Brikettfabrik und Kohlewerk nicht mehr. Die Briketts waren übrigens sehr schlecht und zerbröckelten einfach. Ich musste als Kind immer damit heizen. An der Pleiße-Gefällestufe vorbei, lief ich nun wieder zum See und auf den Damm hinauf.

Ableiter

Ein Stück weiter kommt man zum Ableiter der Adria. Hier gibt es zwei 280 Meter lange Rohrleitungen, die überschüssiges Wasser wieder in die Pleiße zurückschicken können. Fast 10 Kubikmeter Wasser pro Sekunde können durch den Stollen. Dieser wurde übrigens aus 14 gelagerten Einzelteilen mit Bewegungsfugen gebaut, um die Senkungen auszugleichen. 2016 wurde die Anlage saniert, weil sie beim 2013er Hochwasser beschädigt wurde. Ich blieb oben auf dem Damm.

War es am Anfang meiner Wanderung sehr bewölkt, so kam nun die Abendsonne hinter den Wolken hervor. Die Landschaft strahlte in herbstlichen Farben und der See in hellblau. Dann kam ich nach einem letzten Blick auf den See wieder am Ausgangspunkt der Seeumrundung an und lief durch den Kleingartenverein Bergmannsglück zurück zum Bornaer Bahnhof. Dort ging es mit der S6 (wegen Umleitung in Borna) zurück nach Leipzig.

Letzter Blick

Die Umrundung der Adria ist Teil der Iron Lake Challenge Sachsen.

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