Am 7. Februar 2025 besuchte ich Ingolstadt. Angereist war ich bereits am Vortag und hatte in einer netten kleinen Pension, der „Torkel-Stube“, übernachtet. Von dort fuhr mich der Bus 20 direkt zum Rathausplatz, von dem aus ich meinen kleinen Stadtrundgang startete. Ich lief ein paar Meter zum Theaterplatz, der früher Gouvernementsplatz.
Hier fiel mir zuerst der Herzogskasten (auch Altes Schloss genannt) ins Auge, der 1255 erbaut und bis zum 15. Jahrhundert Sitz der Ingolstädter Herzöge war. Dann wurde das Gebäude Getreidespeicher, Stadtbücherei und Spielzeugmuseum. Und ein Studio des Stadttheaters, das sich gleich daneben befindet.



Das Stadtheater: ein wenig mittelalterliche Stadt, ein wenig Festung , viel Sichtbeton und eine Leuchtreklame. Der moderne Bau wurde vor 59 Jahren eröffnet und Le Corbusier hätte es sicher gefallen. Das Stadttheater des Architektenehepaars Hämer war sicher nicht ganz unumstritten, aber spätestens nach 60 Jahren tritt dann der Gewöhnungseffekt ein.

Nun ging es links am Theater vorbei zum Neuen Schloss. Dort war allerdings der Durchgang gesperrt und ich umrundete daher den ganzen Bau. Dort konnte man einen schönen Blick auf die Stadtmauer am Unteren Graben werfen. Über den Paradeplatz kam ich zum Haupteingang, dem Feldkirchener Tor, und konnte nun auch einen Blick ins Innere der Anlage werfen.



Auf dem Paradeplatz gibt es noch den Ludwigsbrunnen, der ursprünglich auf dem Rathausplatz stand. Das Feldkirchener Tor wurde 1580 gebaut und im 18. Jahrhundert durch einen Glockenturm ergänzt. Der hintere Teil des Schlosses beherbergt das Bayerische Armeemuseum. Dort wird gerade eine neue Dauerausstellung aufgebaut. Im ersten Teil wird unter dem Titel »Formen des Krieges 1600–1815« nicht nur die Feldschlacht, sondern auch Belagerungen, Alltagskrieg, Plünderungen, Mord und Brandschatzung gezeigt. Und Kanonen.



Weiter zur Hallstraße und der ehemaligen Kurfürstlichen Reitschule. Heute ist die Volkhochschule in dem Gebäude. Die Ludwigstraße ist die Ingolstädter Einkaufsmeile. Am Schlifflmarkt biegt der Stadtrundgangsweg dann nach recht ab und führt zum Franziskanerplatz. Hier ist der Stadtpalast (eigentlich: Kaisheimer Haus) der Familie Fugger, heute das Amtsgericht. Der hierstehende Nepomukbrunnen ist in den Hof des Neue Schlosses gewandert. Dafür gibt es einen neuen Brunnen der Le Corbusier gefallen hätte.



Die Franziskanerkirche Mariä Himmelfahrt wurde vom Papst mit dem Titel „Basilica minor“ ausgezeichnet. Nachdem im Mai 2023 der letzte Kapuziner das Kloster verlassen hatte, fanden in der Franziskanerkirche keine Gottesdienste mehr statt. Es droht die Kirchenschließung, die aber vorläufig (u.a. von Horst Seehofer) abgewendet wurde. 2024 wurde die Kirche für eine Ausstellung genutzt.


Gegenüber ist dann die Kirche St. Johann im Gnadenthal mit einem Dachreiter, die Klosterkirche der Franziskanerinnen in Ingolstadt. Die Franziskanerinnen leben nach der Vita activa und sind auf dem Gebiet der Fürsorge für Hilfsbedürftige, Schwache, Kranke und Alte, sowie der Erziehung und Bildung, und natürlich auch der Verkündigung des Evangeliums tätig.
In der Johannesstraße gibt es noch das Tilly-Haus, die Kolping-Akademie und eine Thaimassage. Im Tilly-Haus starb Tilly (siehe Festungsrundgang) nach einem Oberschenkel-Durchschuss. Das Liga-Heer hatte die Schlacht verloren, Ingolstadt konnte aber nicht eingenommen werden, da es zu stark befestigt war. Sein Gegner, der Schwedenkönig Gustav Adolf, wurde später in Lützen bei Leipzig hinterrücks erschossen.



Dann geht es nach Süden zum spätgotischen „Münster Zur Schönen Unserer Lieben Frau“ oder einfach Liebfrauenmünster. Die Kirche aus dem 15. Jahrhundert fällt durch ihre um 45 Grad gedrehten Türme auf, die unvollendet blieben. In der Schatzkammer des Ingolstädter Münsters wird das Brustkreuz Herzog Stephans III. verwahrt, welches die Pfarrei im Jahre 1429 von dessen Sohn Ludwig dem Gebarteten geschenkt bekam. Ein paar Meter weiter ist das Kreuztor, neben dem Feldkirchner Tor am Neuen Schloss, das einzige noch erhaltene Haupttor der zweiten Befestigungsphase.

Nun verlief der Stadtrundgangsweg nach Süden auf der Jahnstraße mit der berühmten Stadtansicht, auf die Stadt der Türme, Türmchen und Dachreiter.
Da ich ja bei den „Torkel-Schanzer“ übernachtet habe, hier mal ein Hinweis auf den schwarz-rot-weißen Fußballverein mit über 2000 Mitgliedern: FC Ingolstadt 04, der sich 2004 aus dem MTV 1881 und dem ESV gegründet hat. Ein Fünftel des Vereins gehörte mal Präsident Peter Jackwerth (der durch Tuja Zeitarbeit bekannt wurde) und wurde später an Audi (genauer die Quattro GmbH) verkauft. Gespielt wird seit 2010 im Audi-Sportpark.



Im Süden der Jahnstraße ist ein in den 1930er Jahren aufgeschüttete Scherbelberg, der aus Trümmern alter Festungsanlagen der Stadt besteht. Im Zweiten Weltkrieg enstand hier aus den Resten der darunter liegenden Befestigungsanlagen ein Luftschutzbunker, den man heute besichtigen kann. Gegenüber ist die Alte Anatomie, heute das Deutsche Medizinhistorische Museum.
Weiter zum Taschenturm einem 1390 erbauten Nebentor der Ingolstädter Stadtmauer. Hier ist auch einiges passiert: Gefangenenunterbringungen, Wohnung des Henkers und bekannte Folterstätte während der Hexenverfolgung. Der bayerische Kurfürst Maximilian I. beklagte die laschen Methoden bei den Verhören in Ingolstadt.


Auf der Taschenturmstraße gelangt man dann zur Hohen Schule. Gegründet als Pfründnerhaus (Armenhaus), wurde es später ein Schulhaus und Sitz der ersten bayerischen Landesuniversität („Hohe Schule“), heute auch Restaurant. Das Fresko an der Außenwand (heute nennt man es Graffito), mit dem Namen „Vorlesung“, stammt von Johannes Eppelein. Meine kleine Stadttour endete am gotischen Pfeifturm, der als Wachturm diente und unmittelbar neben der Moritzkirche liegt. Der Türmer wurde mit Erfindung von Brandmeldern (1938) arbeitslos.
Später machte ich in Ingolstadt noch einen Festungsrundgang, dazu gibt es einen extra Bericht.