Mitte Mai meldete ich mich für den Mammutmarsch mit 42 Kilometern in Mannheim an. Die einzige Möglichkeit nach der Spätschicht dorthin zu kommen, war mit dem ICE 593 ab 6:48 Uhr direkt von Leipzig nach Mannheim. Leider habe ich aber nicht die letzte Startgruppe um 10:20 Uhr geschafft, sondern kam erst 10:27 Uhr in Mannheim an. Es gab nur 13 Startgruppen. Den Aspen-Rucksack parkte ich in einem Schließfach im Bahnhof und lief zum Startgelände an der Universität. Keiner mehr da, alle weg, ich bekam aber noch ein Startband und startete dann 10:44 Uhr.



Leider bahnte es sich bereits an, dass auch mein zweiter Mini-Mammutmarsch eine Tortour werden sollte: angesagt war Hitze mit über 30°C. Ich hatte etwas aufgerüstet und ein kleines Handtuch, eine Mütze, sowie insgesamt 1,5 Liter isotonisches Blauwasser dabei. Außerdem Dehydrationspulver und sogar Gel. Und einen Plan: Viel trinken und sobald sich der Körper meldet eine Pause einlegen. Nach meiner Erfahrung bei der NSC, wo ich bei 15 Kilometern abbrach, rechnete ich damit nicht anzukommen.



Zumindest war das der eigentümlichste Marsch-Start bisher, es war niemand mehr da, kein Starter – ich lief einfach los. Um die Universität herum, ging es zum Rhein und dort dann auf der Rheinpromenade entlang. Auf der anderen Seite konnte man Ludwigshafen am Rhein sehen, auf dieser Seite einen Rheindampfer, der gerade an der Anlegestelle Viking mit Getränken beladen wurde. Er fuhr natürlich nicht wirklich mit Dampf.



Ein Rheinbogen wurde dann durch den Wald abgekürzt. Dann führte der gut ausgeschilderte Wanderweg auf dem Rheindamm zum Hafengebiet. Dort holte ich dann die letzten Mammuts der dreizehnten Herde ein. Eine Frau mit Blasenproblemen, die schon sehr stark humpelte. Kurz vor dem Grosskraftwerk kamen dann auch die letzten Wandergrüppchen ins Sichtfeld. Das Steinkohlekraftwerk erzeugt Strom für 2,5 Millionen Menschen, Gewerbe und Industrie sowie Fernwärme. Hier gab es auch einen Anstieg zur höchsten Erhebung – einem Kreisverkehr neben dem Kraftwerk – und ein Gipfelbuch.



Dann ging es entlang der Bundesstraße B36 zum ersten VP beim TV Rheinau 1893. Hier traf ich dann auf den Mittelteil der Startgruppe 13, die gerade wieder aufbrachen. Ich machte ordentlich Pause, füllte eine Flasche mit Tee auf und frühstückte erstmal Schokoriegelchen und Tomaten. Dann ging es auch schon weiter über die B36 und die Autobahn A6 in den Dossenwald. Dann die nächste Bundesstraße (B535) und Schwetzingen. Dort wurden wir mit einer Wasserdusche empfangen. Am Eingang des Schlossgartens wurden dann die Startbändchen kontrolliert, offensichtlich muss man dort sonst Eintritt bezahlen.



Das Schloss ist die ehemalige Sommerresidenz der Kurfürsten von der Pfalz, der Garten wurde vom Landschaftsarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell geplant. Mir haben die großen Hecken gefallen, die wie Viaduktbögen geschnitten waren. Am Arionbrunnen kriegte ich dann noch ein bisschen Wasser ab, dann folgte auch schon der zweite VP. Hier besuchte ich mal die Toilette und setzte mich dann in den Schatten der Hecke am 20-Kilometer-Schild. Leider gab es sonst keinerlei Schatten, die Sitzbänke standen alle in der prallen Sonne.



Nach einem kleinen „unschmelzbaren“ Milchbrötchen ging es weiter durch Schwetzingen. An der Trennung von 42- und 60-Kilometer-Strecke wich die Komoot-Route dann kurz von der ausgeschilderten Strecke ab. Ich hatte mich übrigens für die 42er Strecke entschieden, weil ich von Leipzig aus nicht zu den Startzeiten der 60er angekommen wäre. Zur Zeit der Anmeldung war auch noch nichts von über 30°C zu merken. Vielen Dank an dieser Stelle an die Schwetzinger Kinder, die mit dem Gartenschlauch am Wegesrand lauerten, um die Mammuts nass zu machen.



Nach Schwetzingen ging es ein bisschen durch den Wald. Auch an eine Pferderanch kann ich mich erinnern. Irgendwann dann der letzte VP bei Kilometer 29 beim Fußballclub Germania Friedrichsfeld. Dort setzte ich mich in den Schatten und machte eine längere Pause. Jetzt folgte also die Down-Phase und es wurde nun auch richtig anstrengend. Wasser aufgefüllt, Zitronentee. Dann ging es weiter. Ich machte kaum noch Fotos. Irgendwann kam dann auch das 30-Kilometer-Schild. Drei Viertel geschafft.



Das ist der erste Mannheimer Mammutmarsch gewesen. Aus irgendwelchen Gründen ersetzte er den Mammutmarsch Heidelberg. Einige Leute haben sich nachträglich beschwert, dass die Strecke zu „urban“ sei und wenig „Natur“ habe. Tatsächlich eine Menge Autobahnüberquerungen, Bahnschienen und Strommasten. Nun, ich fand es okay – eine Strecke sollte ja auch ein bisschen den Charakter der Gegend präsentieren. Ich zumindest sehen nun Mannheim auch anders, und muss nicht immerzu an den bekloppten Sänger denken.



Auf den folgenden zehn Kilometern machte ich dann dreimal eine kleine Pause. An den Toilettenhäuschen bei Kilometer 35, bevor es in der prallen Sonne übers Feld ging und der Eiswagen an mir vorbeifuhr und an einer Überführung. Die Strecke hatte hier doch einige Highlight, die aber wegen der Hitze nur noch den Fotoreflex auslösten. Da war eine kleine Kapelle im Wald, die SAP Arena von Adler Mannheim und den Rhein-Neckar-Löwen, und das Gelände des Maifeld Derby Festivals. Dort schallte auch Musik herüber: das Zeltfestival Rhein-Neckar mit Gringo Mayer und Gästen.



Irgendwann gelangten wir dann zum Neckar und es ging an Straßenbahnschienen entlang in Richtung Mannheimer Innenstadt. Ein kleiner Junge hatte einen Fahrradunfall und weinte bitterlich – uffbasse. Dann liefen zwei 60er an mir vorbei und ich hängte mich hintendran. Ähm, was hatte der Mann in dem Aktenkoffer? Dann gab es nochmals ein paar Treppen. Bei der letzten Toilettenanlage / Wasserfüllstelle machte ich dann die vierte und letzte Pause. Insgesamt waren es zwei Stunden Pause auf der Strecke – die habe ich aber auch gebraucht. In Mannheim führte der Wanderweg dann durch den Unteren Luisenpark, dann folgte auch das 40-Kilometer-Schild.



Nun ging es auf den letzten 2,9 Kilometern zum Ziel beim Barockschloss bei denen ich nochmal aufdrehte. Stelenkunstwerk, Wasserturm, Springbrunnen. Quadratstadt. An der Ampelkreuzung die Jubler mit den gelben T-Shirts. Ziel. 9 Stunden und 47 Minuten für 42,9 Kilometer, also 4,4 km/h. „In Bewegung“ dann 7 Stunden und 55 Minuten, also 5,4 km/h. Ich fand es ja erstaunlich überhaupt angekommen zu sein. Medaille, Finisherbändchen, Stempel ins Heft und gleich weiter in Richtung Bahnhof.



Dort kaufte ich bei BurgerKing zwei Whopper und kippte erstmal um (vielen Dank ans Personal für die Hilfe). Ich holte meinen großen Rucksack aus der Schließanlage und suchte dann mein Hotel. Nach der Dusche gab es die zwei Burger. Nach den vier Litern die ich über den Tag getrunken hatte, kippte ich nun noch einen weiteren Liter hinterher. Dann ins Bett. Es gab zwei kleine Mini-Blasen, die ich jedoch nicht aufschnitt. Ich wachte früh um 6 Uhr wieder auf. Nach dem Frühstück ging es dann auf die achtstündige Heimreise.


Videos von der 42-Kilometer-Strecke gibt es von Dr Urbex, Mountainbear_SG, Daniel Stz, Lenny Love und Eddy Paletti. Videos von der 18 Kilometer längeren 60er-Strecke von Around Hiking, Climbing & Traveling, Wandermann und Unterwegs mit ToMa. Es werden eventuell noch Bilder von Sportograf folgen.