Mammutmarsch Stuttgart (2025)
Der vierte Mammutmarsch in 2025 sollte in Stuttgart am 18. Oktober stattfinden. Aufgrund der 55er-Märsche an der beiden vorherigen Wochenenden, hatte ich mich für nur 30 Kilometer angemeldet. Allerdings hat hier Komoot mal 540 Höhenmeter vermutet. Es ging mit einem ICE nach Nürnberg und mit einem IC nach Stuttgart. Dort wartete das Fiasko, genannt „Stuttgart 21“ mit einer großen Baustelle. Aber ich fand den Weg zur U 15, die mich dann zum Hotel brachte. Die Brücke von den Gleisen zum alten Bahnhofsgebäude ist inzwischen auch ein eigener Fernwanderweg.



Am Anreisetag wollte ich noch das Porsche-Museum, den Start und auch mein Hotel waren im Stadtteil Zuffenhausen, besuchen. Aber ich war totmüde und hatte keine Lust mehr. Der Morgen des Mammutmarsches startete mit Kopfschmerzen und einer Ibu 400 und einem Frühstück im Hotel. Die 30er Strecke war wohl sehr voll. Ich war Startgruppe 20 mit Startzeit 12:40 Uhr. Hatte also morgens unendlich viel Zeit und viel zu früh lief ich dann zum Start.



Da gab es eine Werbebude mit Flugzeug auf dem Dach und dann kam ich auch schon zum Check-In und dann ins Bädle. Dort wartete ich mit zwei Kaffee und zwei Wanderinnen auf den Start. Ein neues Mammut wurde geboren und war sehr aufgeregt. Die beiden sind bestimmt angekommen. Beim Start wurde betont, dass wir die Single-Startgruppe sind, aber Mammutmarsch die Buttons vertrödelt hat. Dann ging es auch schon los. Der Start ist geglückt, was soll er auch sonst machen.



Bereits nach ein paar Metern kam die erste Steigung und mir wurde schlagartig bewusst, dass es eine sehr schlechte Idee ist nach zwei 55-Kilomter-Märschen noch einen Berg-Marsch dranzuhängen. Die Japserei war nicht zu ertragen und der erste Schweißausbruch kam gleich hinterher. Meine Knochen fühlten sich an, wie am Ziel nach 55 km in Dortmund. Etwas war sicher: die Schmerztablette vom Morgen war nicht mehr im Körper. Und: das würde ein Fiasko-Marsch werden.



Dann ging es an der Griechisch-Orthodoxe Kirche Petrus und Paulus vorbei zur Eifelstraße. Dort fährt die Stadtbahn. Das Netz umfasste 136 Kilometer mit 14 Tunnelhaltestellen, zehn teilweise überdeckelten und 169 Haltestellen an der Oberfläche. Dann gab es den Heimberg mit einem AWO-Ferienwaldheim, dann ging es wieder runter, dann ging es eine extreme Steigung hinauf zum Killesberg. Ich machte kleine Mini-Pausen, um die Kondition nicht zu killen. Auch dies wieder eine Japserei. Schöne Aussichten zwischendurch.



Ganz oben auf dem Killesberg dann der Höhenpark, auch einfach Killesbergpark genannt. Der Park wurde 1939 zur Reichsgartenschau angelegt. Von weitem sahen wir einen Aussichtsturm. Es gibt dort eine Liliput-Bahn mit 381-mm-Spurweite. Wir sind an einer Station vorbeigekommen, ein Zug war allerdings nicht zu sehen. Wir gingen unter der Stresemannstraße hindurch. Im Tunnel waren verschiedene Steine aufgestellt. Eine Sammlung von Steinen aus dem alten Steinbruch oder einfach Kunst? Keine Ahnung.



Auf der anderen Seite der Straße ging es mit dem Wartbergpark weiter. Wir liefen auf dem Menzel-Bourguiba-Weg am Igelsee vorbei. Menzel Bourguiba ist eine Stadt in Tunesien, mit der Stuttgart seit 1971 befreundet ist. Pop-Fans kenne sie als Geburtsstadt von F. R. David, welcher 1981 den Hit „Words“ veröffentlichte und vorher bei Vangelis mitspielen durfte. Dann ging es über Bombaystege und Brünner-Steg in den nächsten Park. Spektakuläre Konstruktion. In Sichtweite die Löwentorbrücke.



Die dritte Parkanlage wurde erst 1993 zur Internationalen Gartenbau-Ausstellung angelegt. Auf den künstlichen Aussichtshügel, die Bastion Leibfried, mussten wir aber nicht hinaufkraxeln. Es ging durch interessant geschnittenen Hecken hindurch und am Gate of Hope vorbei zum nächsten Park. Der Tetraeder von Stuttgart von Dan Graham hat nur ein paar Treppenstufen. Ich bin trotzdem vorbeigelaufen. Vorbeigelaufen bin ich auch an den Resten der Villa von Bonboles-Moser, dem Erfinder der Moser-Roth-Schokolade.



Nun folgte der Lotzer Steg, eine geschwungene Fußgängerbrücke mit entgegenkommenden Radfahrern in Maximalgeschwindigkeit. Der größte englischer Park im Südwesten Deutschlands empfing uns mit dem Löwentor, dem 10-Kilometer-Schild und der Wilhelma mit dem östlichen grauen Riesenkänguruh. Auf dem Weg zum VP 1 gab es nun herrliche Aussichten auf den Neckar und die zwei Eisenbahnbrücken. Die Strecken, eine von Stuttgart 21, untertunneln den Rosensteinpark, genauso wie die Bundesstraße 10.



Bei ungefähr 12 Kilometern folgte nun das Schloss Rosenstein. Das ist das Naturkundemuseum von Stuttgart und war nun der VP 1. Ein schöner VP: es gab genug von allem und man konnte sich mal hinsetzen. Ich lüftete die Schuhe. Alles okay, aber das linke Sprunggelenk schmerzte etwas. Es waren vermutlich die Bänder nach den Ansteigen etwas überdehnt. Nach Essen war mir nicht zumute, da es auch etwas flau im Magen wurde. Eine kleine Fruchtschnitte futterte ich trotzdem. Der Rosensteinpark hat mit 173 Hasen pro Quadratkilometer die höchste Hasendichte Deutschlands.



Da ich ja in Dortmund einen VP ausgelassen hatte, drehte ich nun mal eine Extrarunde ums Schloss und sah mir dabei auch den Rosengarten an der Rückseite an. Dann ging es weiter. Es folgte der Untere Schlossgarten mit den Rossbändigern am Ende. Eine langgezogene schmale Parkanlage. Dann ging es über eine Brücke zum Mittleren Schlossgarten mit der Ruine des Neuen Lusthauses. Das Lusthaus war eine Art Diskothek der Spätrenaissance. Die Reste sollen restauriert werden. Aber sie wollen ja auch einen Bahnhof bauen. Der kommt jetzt.



Hier führte der Wanderweg zwischen Baustelle Stuttgart 21 und Planetarium hindurch. Man konnte ab und an auf die Baustelle gucken und ich machte ein Foto mit den Glaskuppeln und dem alten Bahnhof von Bonatz und Scholer, der in 14 Jahre erbaut wurde. Beim neuen Bahnhof ist man jetzt bei 15 Jahren Bauzeit. Irgendwann wird euch der Bahnhof noch gefallen. Agitiert nur. Kuh im Propeller. Dann ging es durch den Oberen Schlossgarten mit Staatstheater und Landtag. Ja, es sind verschiedene Gebäude. Nun folgte der Trubel der Stuttgarter Innenstadt. Überall Menschen, mein Magen krampfte ordentlich. Ein paar Fotos und schnell durch.



Dann folgte bei der Dinkelacker-Brauerei (heute Dinkelacker-Schwaben Bräu) ein Zwischen-VP, bei dem ich mal die Toilette besuchte. Diese war im Keller und die Treppe hoch standen die Wanderinnen in einer 30-Meter-Schlange an. Die Herren konnte durchlaufen, da stand niemand. Das machte ich auch, aber eine Frau hat sich furchtbar beschwert. Sie meinte, ich solle sofort umkehren und zur Strecke zurück. Außerdem hätte sie die Satelliten-Verbindung verloren und sei nun traurig, weil sie mir nicht mehr den Weg ansagen darf. Ja, die Komoot-Frau ist schon lustig.



Ihr hat es dann um die Ecke, in der Römer-Straße, die Sprache verschlagen. Mir auch. Uns erwartete ein Stuttgarter Stäffele. Stäffele ist eine unangebrachte Verniedlichung für bösartige Treppe mit 18% Steigung. Was nun folgte war die Willy-Reichert-Staffel. Die Treppenanlage überwindet auf 210 Metern einen Höhenunterschied von 78 Metern und hat 408 Treppenstufen. Oben ist dann die Karlshöhe (mit 344 Metern). Der schlimmste Teil der ganzen Strecke. Mit vielen kleinen Pausen kam ich dann oben an. Achja, dann ging es wieder abwärts.



Natürlich kam nun wieder ein Anstieg. Diesmal auf den Bunny Hill: die Hasenbergsteige. Die Hasenbergsteige hat auf insgesamt 1,6 Kilometer Länge eine Durchschnittssteigung von 9,3%, an einigen Stelle bis 15%. Psychologisch niederschmetternd, wenn man von unten die lange Reihe der Wanderer erblickt, die sich langsam nach oben schleppen. Auf halber Strecke gibt es einen Aussichtspunkt, mit einer schönen Aussicht ins Tal. Ich habe angehalten um einige Fotos zu machen, nicht etwa weil ich schon wieder völlig fertig war und eine Pause brauchte.



Zwischendurch gab es ein Nashorn im Garten und abstrakte Kunst von Otto Herbert Hajek, der an der Hasenbergsteige wohnte. Ein Plakat verkündete, dass am 24. Oktober 2025 der Skulpturenpark wiedereröffnet werden soll. Der Hasenberg-Gipfel war dann etwas enttäuchend. Gab es da mal früher einen Turm und eine Gaststätte, so warteten 2025 ein Parkplatz und eine Wiese mit Baumstämmen. Auf der anderen Seite des Berge ging es nun auf einer Asphaltstraße abwärts.



Über eine Kreuzung ging es dann in Richtung Birkenkopf / Monte Scherbelino. Der Weg bog dann aber nach rechts weg. 20-Kilometer-Schild. Weiter nach Norden folgte dann nach zwei Kilometern der VP 2 beim MTV Stuttgart. Dort hatten die vorherigen Wanderer nicht allzuviel übrig gelassen und die Volunteers guckten bedrückt. Cola war noch da. Nach Trinken, Hinsetzen und Füße lüften ging es auf die letzten 7 Kilometer. Ich musste dann die Stirnlampe auspacken. Licht war weg, fotografieren nicht mehr sinnvoll.



Es folgte ein Kopfteinpflasterweg, der nun abwärts auch nicht besser wurde als aufwärts. Irgendwo folgte auch noch eine kleine 12%-Steigung. Ich versuchte noch ein bisschen Tempo zu machen. Nicht wirklich. Pferde? Auch Pferde. Flauer Magen. Ich kam, knapp unter sieben Stunden, genauer mit 6:58 Stunden, also 4,4 km/h im Durchschnitt im Ziel an. Sehr schöne Strecke – aber Zerstörungstour. Medaille, Heft gestempelt und einen 150er-Patch bekommen. Bin jetzt ein Mammut-Rookie. Noch eineinhalb Kilometer zum Hotel gehumpelt. Erledigt.


Das Sprunggelenk tat auch den nächsten Tag noch weh. Rückreise mit ICE nach Frankfurt/Main. Der dortige ICE war kaputt, also mit einem anderen ICE nach Fulda und dort mit einem dritten ICE nach Leipzig. Zwischen Fulda und Erfurt musste ich mit hunderten anderen Passagieren auf dem Boden sitzen. Gute Stimmung, vermutlich hat sich der ZuB auf dem Klo eingeschlossen. Jetzt mach ich eine lange Pause bis zum Marsch in Nürnberg.
Videos von der 30-Kilometer-Strecke: ChrisOnTour (das Hotel kommt mir bekannt vor), Wandermann, Torsten Wisser wandert, Trail Sounds und Julia.
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