Am 3.2.2025 besuchte ich Wernigerode. Am Morgen hatte ich noch bei Prahljust bei Clausthal-Zellerfeld geschlafen und hatte schon ein 5-Kilometer-Wanderung zum ZOB hinter mir. So hielt ich ein paar Stunden in Wernigerode und machte ein kleine 10-Kilometer-Wanderung zum Schloß, zum Wildpark Christianental und durch die schöne Altstadt. In Wernigerode war ich bereits mit Bahn und Rad 2013. Der Halt in Wernigerode war auch nur drin, weil der Bahnhof große Gepäckfächer hat, in die mein Deuter AirContact 60+5 passt.

Der Wanderweg ist ein Permanenter Wanderweg (PW124) des DVV betreut von der Wanderbewegung Magdeburg e.V. und ist in 10- und 14-Kilometer-Variante vorhanden. Ich habe die kürzere Variante gemacht. Start und Ziel des Runderwanderweges ist die TotalEnergies-Tankstelle (Am Anger, 38855 Wernigerode), die in wenigen Gehminuten vom Bahnhof aus zu erreichen ist. Dort sind nette Leute am Werke und man bekommt für drei Euro eine Startkarte.

Der Weg führt nun fast direkt zum Lustgarten, der im 16. Jahrhundert angelegt wurde. Ein Gebäude das gleich in den Blick fällt, ist die 1731 fertiggestellte Orangerie. Mehrere Öfen spendeten die Wärme für die Bäume die hier überwinterten. Die Schornsteine mussten zwei Jahre später wieder abgerissen werden, da sie sich als Fehlkonstruktionen erwiesen hatten. Neben der Orangerie hat man eine schöne Aussicht hinauf zur Burg oder auf die Stadt.

Der Lustgarten steht auch für den Wernigeröder Pietismus, einer von Nächstenliebe geprägten protestantischen Bewegung. So wurden 1732 vom Grafen 600 Flüchtlinge aus Österreich (Salzburger Exulanten) kostenlos im Lustgarten verköstigt oder 1751 täglich 1000 Obdachlose versorgt. Heute hängen blaue Fahnen an der Wernigeröder Kirchen: „Herz statt Hetze“. Der Wanderweg führt durch den Lustgarten zum Fürstlichen Marstall, wo mit der Show von TRIDICULOUS im Dezember 2024 die Veranstaltungstätigkeit der Wernigerode Tourismus GmbH endete. Das Gebäude soll mit einem neuen Besitzer ein Luxushotel werden.

Nun geht es die Schloßchausee den Schloßberg hinauf. Hier stand ab Anfang des 12. Jahrhunderts eine mittelalterliche Burg. Später gab es spätgotische Erweiterungen, einen Renaissanceumbau und letztendlich einen barocken Umbau zum heute noch vorhandenen Residenzrundschloß. 2005 kam dann noch ein Stempelkasten an die Tür: am Schloßtor wartete ein Sonderstempel der Harzer Wandernadel. Ich lief dann weiter bis zur Gaststätte „Zum Büchsenmacher“, dessen Betreiber übrigens nichts von einem Wanderweg vor der Haustür wusste.

Stattdessen verwies er mich auf den gegenüberliegenden Agnesberg. Ich kletterte erstmal die Treppe nach unten, um dann in einer sehr steilen Serpentine auf den Agnesberg zu steigen. Dort wartete Stempel 31 der HWN (Harzer Wandernadel). Entwickler der HWN war übrigens Michael Lütje aus Wernigerode. Dieser machte auch die Entwürfe der noch heute verwendeten Wanderabzeichen. Die Einrichtung der meisten Stempelstellen erfolgten im Jahr 2005 und 2006. Ich kletterte den Berg wieder herunter bis zum Wegweiser und beschritt dann den „Kleinen Christianentalweg“.

Dieser Weg verläuft oberhalb des „Grossen Christianentalweges“ und führt natürlich zum Christianental. Am Wegweiser sollte man vielleicht wirklich den GPX-Track auf dem Handy haben, um den richtigen Weg am Wegweiser zu finden. Die Ausschilderung ist dann weiß-rot-weiß. Der Weg war ein wenige matschig und führte dann links oberhalb des Wildparks zum Ende desselben und zur Gaststätte Christianental. Dort gab es erstmal einen großen Kaffee.

Direkt an der Gaststätte ist ein Holzkasten mit einem weiteren Stempel der HWN, direkt drüber auch eine wichtige Information für die Startkarte auf einem IVV-Schild (für Kontrollpunkt 2). Von dort aus geht es nun durch den Wildpark, vorbei an den Mammutbäumen die regelmäßig vom Osterhasen besucht werden und bereits im 18. Jahrhundert gepflanzt wurden. Dann weiter an einem Teich und Gehegen vorbei, wobei die Tiere sich nicht fotografieren lassen wollten.

Vom Wildpark aus führte der Bohlweg zurück zur Altstadt. Dann muss man rechts auf den „Grüner-Käse-Weg“ abbiegen. Ein Single-Trail der an der unsichersten Stelle genau über dem Friedhof St. Theobaldi verläuft und dann an der Straße „Burgberg“ endet. Dort geht es direkt zur Stadtmauer, die im 13. Jahrhundert errichtet wurde. An dem folgenden Rest kann man einen Wehrturm in Halbschalenbauweise (zur Stadt zu offen) ansehen. Die Burgstraße entlang geht es dann weiter zum Konzerthaus Liebfrauen.

1230 muss der romanische Vorgängerbau mit zwei Türmchen bereits gestanden haben. 1751 brannte das ganze Viertel und die Kirche nieder, die Obdachlosen mussten im Lustgarten notversorgt werde, wie ich weiter oben schon schrieb. Die Kirche wurde bis 1762 neu aufgebaut, diesmal mit nur einem Türmchen, welcher aber 1891 durch einen Fünfknopfturm (hat an den Ecken kleine Türmchen) ersetzt wurde. 2018-22 wurde die Kirche entwidmet und an die Kulturstiftung Wernigerode verkauft, die sie in eine Konzerthalle umwandelte. Heute steht groß „Konzerthaus Liebfrauen“ dran.

Weiter führt der schöne Wanderweg nun durch die Altstadt. In der Kochstraße 43 findet man das 1792 errichtete „Kleinste Haus“, welches bis 1976 bewohnt wurde. Seitdem ist es ein Museum. Dann ging es weiter über Markt- und Kanzleistraße zur Kirche St. Sylvestri die zu meinem Geburtstag im vorherigen Jahr einen WhatsApp-Kanal eröffnet haben. Über den Oberpfarrkirchhof, geht es über den Zillierbach, an der Flutrenne entlang zu Kreuzung mit einem Kiosk, wo ein Verkehrsschild den nächsten Kontrollpunkt darstellt.

Von dort geht es „Unter den Zindeln“ weiter zum Bahnhof Wernigerode Westerntor wo die Harzer Schmalspurbahnen fahren. Weiter über die Mittelstraße (wo ein schöner Brunnen steht) zum Marktplatz mit dem Wohltäterbrunnen. Dann in die Breitestraße und am Nicolaiplatz in die Burgstraße. Dort waren soviele Menschen, die schon einen starken Kontrast zu gemütlichen Laufen durch den Wald darstellten, das ich mich beeilte die Flaniermeile wieder zu verlassen.

Von der Burgstraße geht es dann links in die Steingrube, wo gleich am Anfang auf der rechten Seite ein Verkehrszeichen den vierten Kontrollpunkt darstellt. Ich bin natürlich erstmal durchgelaufen und hab dann rückwärts gesucht. Dann wieder zurück zur Breitestraße und dann gleich nach links in die Johannisstraße. Dort kommt man auf den Neuen Markt, der am anderen Ende zur Johanniskirche führt. Auf dem Neuen Markt ist auch ein Kunstwerk für die Städtepartnerschaft mit Neustadt an der Weinstraße.

Die älteste noch erhaltene Kirche (geweiht 1279) in Wernigerode ist die Kirche St. Johannis. Natürlich gab es zahlreiche Umbauten im Laufe der Zeit. Um die Kirche herum führt ein schöner Weg auf dem man einen Stempel des Harzer Klosterwanderweges erhalten kann. Ich suchte derweilen den letzten Kontrollpunkt. Eine Passantin erklärte mir, sie wohne ihr Leben lang in Wernigerode, sie kenne keinen Totenweg. Wir standen übrigens gerade auf dem Totenweg und am Ende war wieder so ein Verkehrszeichen. Danke Google-Maps.

Dann ging es über die Mauergasse zurück zur Breitestraße und dann über den Kreisverkehr zurück zum Ziel, der Tankstelle Am Anger. Dort holte ich mir die Stempel, kaufte Proviant und stürzte zurück zum Bahnhof. Die Zeit reichte noch den großen Rucksack aus dem Schließfach zu holen, dann kam der völlig überfüllte RE4 an. Mit dem RE ging es nach Halle wo am Nachbarbahnsteig bereits die S5X zur Heimfahrt nach Leipzig wartete.

Fazit: schöner Wanderweg mit Schloß, Wildpark und Altstadt. Neben der IVV-Wertung liegt ein Stempel der HWN direkt auf der Strecke, und ein weiterer ist leicht zu erreichen. Natürlich kann man dort auch einfach so wandern. GPX-Dateien für beide Streckenvarianten gibt es beim DVV. Weitere Infos gibt es auch unter wandern-magdeburg.de.