Ilsenburg (2025)

Auf spiegelglatten Trails durchs Ilsetal mit 17 Kilometern für die DVV-Wertung und fünf HWN-Stempeln auf dem Permanenten Wanderweg PW 196 mit ein paar Extra-Kilometern

Bäckerei und Cafe Stübig

Am 5. Februar 2025 war ich in Ilsenburg und wanderte auf dem PW 196 des DVV. Ich hatte allerdings auch das Stempelheft der Harzer Wandernadel mit dabei, um hier mindestens die drei Stempel auf dem Weg einzukassieren. Der Wanderweg startet bei der Bäckerei und Cafe Stübig, Marktplatz 3 in 38871 Ilsenburg. Die Startkarte kostete drei Euro und ich nahm natürlich auch noch ein kleines Kuchenpaket als Proviant mit. Die Bäckerei ist nur ein paar Gehminuten vom Bahnhof entfernt.

Schloss Ilsenburg

Von der Bäckerei Stübig geht es auf der Rudolf-Breitscheid-Straße und der Mühlenstraße nach Süden. Erstes markantes Bauwerk am Wegesrand ist das Schloss Ilsenburg. Es entstand 1860 im Stil der Neuromanik (Historismus). Gleich dahinter ist das Kloster Ilsenburg (St. Petrus und Paulus), eine ehemalige Benediktinerabtei aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Inzwischen gibt es Veranstaltungen im Kloster, ein Cafe das gerade wegen Bauarbeiten geschlossen ist und man kann sich in lebenslange Gefangenschaft begeben (sie nennen es heiraten). Einstweilen ging ich mal die Straße weiter.

Prinzess Ilse-Quelle

Es geht erstmal immer schön die Straße entlang, also die Ilse aufwärts. Ich versuchte die ganze Zeit einen Weg nach rechts zu finden, um eigentlich zum Froschfelsen zu gelangen. Da kam das Nationalparkhaus, aber ich habe kein Auto (Flachwitz). Irgendwo oben auf dem Berg die Bäumlersklippe, benannt nach dem Jäger Bäumler, der sich von dieser Klippe zu Tode gestürzt hat, nach einem Messer-Attentat auf seinen Sohn. Heiter bis tödlich. Mmh, der einzig gangbare Weg zum Froschfelsen war dann leider nicht gangbar – also gesperrt. Dafür gab es dann links ein steinernes Quellenhaus: die Prinzess-Ilse-Quelle.

Glatte Felsen entlang der Ilse

Ich navigierte übrigens durchweg mit dem GPX-Track von der DVV-Homepage. Der zeigte meist auf die breitere Waldstraße und nicht auf die kleinen naturbelassenen Single-Trails, die ebenfalls entlang des Ilsetals führen. Irgendwann wagte ich mich dann doch mit einem Mitwanderer auf den sehr glatten Weg. Das sah an einigen Stelle zumindest nicht ganz ungefährlich aus. Ich hatte die HOKA-Schuhe an, die noch etwas glatter waren, als die Wanderschuhe des Mitwanderers. Ab dem Zanthier-Platz nahm ich dann doch lieber wieder den breiteren Weg.

Zanthier-Platz

Auf einer Lichtung steht rechts des Wanderweges ein Gedenkstein zu Ehren des Oberforstmeisters Hans Dietrich von Zanthier. Er gründete in Ilsenburg zwischen 1763 und 1765 als Privatperson die erste forstwirtschaftliche Lehranstalt im europäischen Raum. Er führte die Arbeit von Langens fort, richtete Forsten ein und darüber hinaus verfasste er einige Schriften zur Forstwirtschaft, da er den schlechten Zustand der deutschen Waldgebiete auf fehlende forstliche Sachkunde zurückführte. Er engagierte sich für die nachhaltige Nutzung und Holzerneuerung.

Wurzel-Anstieg

Dann geht es einen Kilometer an der Ilse entlang zu einem steilen Anstieg. Der eigentliche Weg war gesperrt und so bin ich mal hundert Meter Umweg gelaufen. Also wieder zurück und dann den Berg hoch. Ich habe ihn Wurzel-Anstieg getauft, da ich unterwegs eine schöne Baumwurzel zum fotografieren fand. Dort fanden sich einige andere Wanderer ein, die an einem Rastplatz eine Brotzeit machten. Hier sind dann die Oberen Ilsefälle, aber eigentlich ist das eine recht willkürliche Bezeichnung. Nennen wir es einfach Natur in Aktion.

Hier gab es wieder die Auswahl zwischen einem linken naturbelassenen Ice-Single-Trail und einem breiten Wanderweg. Ich entschied mich für den linken Weg. Gefährliche Idee. Belohnt wurde ich mit einer Wasserfall-Kaskade über die nächsten fünfhundert Meter, wo das Wasser des kleinen Flusses ins Tal stürzt. Andererseits gab es schon einige Stellen, wenn kleine Bäche von der linken Felswand in die rechts fliessende Ilse über den Weg strömten, wo es so eisig wurde, dass ich minutenlang überlegte, wo ich genau hintreten sollte. Naja, wie ein Wanderführer über den Weg schreibt: „Der Wanderweg entlang der Ilsefälle ist nicht barrierefrei.“

Heinrich-Heine-Tafel

Mitten auf diesem Weg gibt es plötzlich eine breitere Stelle mit einer Holzbank und einem großen Felsbrocken mit einer Metallplatte zu Ehren von Heinrich Heine. Der bekannte Dichter wanderte hier 1824 vom Brocken nach Ilsenburg und schrieb daraufhin „Die Harzreise“, durch welche das Ilsental und die Ilsenfälle, bekannt wurden. Der Wanderweg heißt daher auch Heinrich-Heine-Wanderweg. Tja, auch im Bodetal musste erst ein Dichter kommen. Heute kriegt man die Leute nicht mit Dichtung den Berg hoch, sondern mit Stempeln.

Pause an der Bremer Hütte

An der Bremer Hütte macht ich eine kleine Pause mit dem mitgebrachten Kuchen und einer Flasche Cola. Hier gibt es einen Stempel der Harzer Wandernadel. Außerdem ein Metallschild von Nicole und Andreas, die hier den letzten Stempel zum Wanderkaiser holten und dabei über 1000 Kilometer autofrei durch den Harz kamen. Eigentlich war hier mein Plan, den permanenten Wanderweg zu verlassen und auf dem Bremerweg einen Abstecher zur Stempelsbuche zu machen.

Ilse am Umweg

Mein Versuch den Bremerweg aufwärts zu laufen, gab ich nach 50 Metern auf. Der Weg war völlig vereist und das Ganze wurde mir zu gefährlich. Zu meiner Verblüffung tauchte noch ein Wildschwein aus dem Wald auf und guckte mich an. Es machte Geräuche des Unmutes. Als ich meinen Fotoapparat auspackte, verschwand Herr Schwarzkittel wieder im Wald. So lief ich wieder zurück. Dort traf ich den Wanderer mit den blauen Sachen wieder, der den Bremerweg gehen wollte.

Stempelsbuche: Blick auf den Brocken

Ich machte einen großen Umweg, indem ich links der Ilse weiterlief und dann recht über eine Ilsebrücke und dann bergauf lief. Dort trifft man wieder auf den Bremerweg und es geht schnurgerade zur Stempelsbuche und der dortigen Schutzhütte. Dort warteten zwei Wanderer, ein Stempel der Harzer Wandernadel und ein schöner Ausblick auf den Brocken und die markante Funkantenne. Es wären nur noch 6 Kilometer bis zum Bergplateau, allerdings in einem sehr steilen eisigen Anstieg.

Bremer Hütte

Hier drehte ich um und lief zurück zur Bremer Hütte. Auch dieser Weg war übrigens etwas vereist, aber ohne Probleme begehbar. Nun ging es den Berg hinauf auf den Jagdweg. Hier hat man über Kilometer einen schönen Ausblick ins Ilsetal. Schließlich biegt man nach rechts ab und gelang letztendlich zu Waldgaststätte Plessenburg. Dort wartete ein weiterer Stempel der Harzer Wandernadel, ein Schild vom IVV-Wanderweg, mein letztes Stück Kuchen und der Rest von der Cola. Hier traf ich auch mal wieder auf andere Leute.

Auch hier wollte ich wieder vom Wanderweg abweichen und einen kleinen Abstecher machen. So gab es wieder 2-3 Kilometer Umweg und ich lief noch zum Oberförster-Koch-Denkmal auf dem Oberförster-Koch-Weg. Hier hat im Jahr 1914 ein Oberförster zum 50. Dienstjubiläum einen Wegbenennung geschenkt bekommen. Und einen Stein. Vermutlich würde dies niemanden interessieren, wenn da nicht so ein grüner Kasten stehen würde.

Oberförster-Koch-Denkmal

Ich lief wieder zurück und dann ging es auf einem schnurgeraden Wanderweg zur Paternosterklippe. Ich drehte nochmal voll auf, da ich langsam genug hatte. Hier an der Paternosterklippe soll, nach einer alten Sage, einige Nonnen in den Tod gesprungen sein, weil sie vor Raubrittern flüchteten. Vorher beteten sie noch ein Paternoster (Vaterunser). Nonnen konnte ich auf die Schnelle nicht auftreiben. So musste ein junges Liebespärchen als Schattenriss posieren.

Nun führt der Wanderweg weiter zum Ilsenstein, einer sehr markanten Granitformationen, auf welcher bereits Heinrich Heine herumstiefelte. Bei Ausgrabungen in den 1960er wurde auch die Lage einer kleinen Raubritter-Burg aus dem 11. Jahrhundert festgestellt, die auf päpstlichen Befehl zerstört wurde. Ein Zusammenhang mit Nonnen die von Klippen in den Tod gesprungen sein sollen ist nicht bekannt. Dafür hat der Ilsenstein seine eigenen Sagen. Und einen grünen Stempelkasten der Harzer Wandernadel. Und ein IVV-Schild.

Raststätte Ilsenstein

Zum Andenken an die Völkerschlacht bei Leipzig und seine gefallenen Freunde, stellte Graf zu Stolberg-Wernigerode ein eisernes Kreuz auf den Fels und 99 Jahre später ein Nachfahre eine Tafel mit der Erklärung, warum das Kreuz dort steht. Nun ging es auf einer Serpentine abwärts. Unterwegs gab es noch mehr Ausblicke auf Ilsenburg. Außerdem gibt es noch eine kleine Schutzhütte und letztendlich gelangt man wieder zur Straße an der Prinzess-Ilse-Quelle.

Serpentine Ilsensteinweg: Blick auf Ilsenburg

Nun ging es wieder zurück zur Bäckerei und Cafe Stübig, wo Stempel für das DVV-Heft, ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee auf mich wartete. Dann ging es auch schon mit RE4 und S-Bahn S5X nach Leipzig.

Fazit: schöner Wanderweg mit Wasserfallkaskade, Klippen und Steine. Neben der IVV-Wertung liegen drei Stempel der HWN direkt auf der Strecke, und ein 2-4 sind leicht zu erreichen. Natürlich kann man dort auch einfach so wandern. GPX-Dateien gibt es beim DVV. Weitere Infos gibt es auch unter wandern-magdeburg.de.

Bahnhof Ilsenburg

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