Bärwalder See (2025)

Am 14.03.2025 machte ich mich auf den Weg zum Bärwalder See. Geplant war eine Seeumrundung im Rahmen der Iron Lake Challenge Sachsen, für die ich mich am Vortag angemeldet hatte. Die Zugverbindung läuft über den RE50 bis Priestewitz, weiter mit dem RE15 nach Hoyerswerda und dann mit der RB64 nach Uhyst. 06:00 Uhr fuhr ich los und war dann pünktlich 09:00 Uhr am Ziel.

In der Oberlausitz sind Orte und Straßennamen zweisprachig ausgeschildert, denn man befindet sich im sorbischen Siedlungsgebiet. Daher heißt Uhyst auch (obersorbisch) Delni Wujězd. Uhyst kommt aber auch aus dem Sorbischen. Vom Bahndamm aus läuft man am Denkmal, Eis-Cafe und Neuen Schloss vorbei über die Spree zum Bärwalder See. Das Denkmal ist ein Kriegerdenkmale für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und des Deutsch-Französischen Krieges von 1871. Das Neue Schloss wurde 1738 bis 1742 errichtet und ist dem Verfall preigegeben. Vom Balkon aus gibt es eine Sichtachse zum Bärwalder See und zum Kraftwerk in Boxberg.

Safariwildrevier

Am Bärwalder See gelangt man direkt zum Safariwildrevier. Das ist ein Wildpark mit Ferienhäusern und Safari-Touren. Außerdem die „Seeperle“ – ein Strandimbiss und ein Toilettenhäuschen. Alles geschlossen – die Saison beginnt erst am 1. April. Dann endlich der See, mit eine Steg und einem Ausblick auf das Kraftwerk Boxberg. Ein diesiger Frühlingstag – die Temperaturen sollten noch auf 7°C steigen. Einstweilen noch Nebel auf dem See.

Vom 31. Oktober bis zum 4. November 2013 befuhr ich den Spree-Radweg, der von der Quelle an der tschechischen Grenze bis nach Berlin führt, bin hier also schon einmal vorbeigekommen. Um den See herum führt ein 21,3 Kilometer langer Asphaltweg, der zu Fuß oder per Fahrrad eine Seeumrundung erlaubt. Diesmal also zu Fuß. Da einer meiner Ohrhörer beim Dresdner Megamarsch verloren ging, hatte ich diesmal Kabelkopfhörer dabei. Musik und los.

Um den ganzen See herum, sagen Schilder, dass das Betreten des Ufers auf eigene Gefahr erfolgt. Alle 500 Meter zeigen kleine orangene Schilder auf Pfosten, wie weit man bereits gekommen ist. Fahrradwegweiser sind ebenfalls vorhanden. Nach ein paar Kilometer gelangt man zu einem Aussichtspunkt, wo eine Lore an die Überbaggerung von Merzdorf im Jahr 1979 und Schöpsdorf im Jahr 1981 erinnert. Die Überbaggerung ganzer Dörfer war für die Bewohner ein sehr schmerzhafter Prozess.

Nach der Wende regte sich massiver Wiederstand gegen den Tagebau. Durch die Stilllegung 1992 wurde die Überbaggerung eines Großteils von Klitten verhindert. Der Tagebau Bärwalde wurde von 1971 bis 1992 durch den VEB Braunkohlekraftwerk Glückauf Knappenrode und die LAUBAG betrieben. 1971 begann die Entwässerung des Gebietes, der eigenliche Kohleabbau dann 1976. Es wurden insgesamt 680 Millionen Kubikmeter Abraum bewegt und dabei 185 Millionen Tonnen Rohkohle gefördert, die zum Teil im Kraftwerk Boxberg verstromt wurden.

Ableiter

Der Bärwalder See (obersorbisch Bjerwałdski jězor) ist das Restloch dieses Tagebaus und mit einer Fläche von 13 Quadratkilometern der größte See in Sachsen. Von 1997 bis 2009, also über 12 Jahre, wurde der See geflutet. Bei meiner Seeumrundung gelange ich nun zum Ableiter. Hier kann Wasser in den Schwarze Schöps geleitet werden, der in die Spree mündet. Der Wasserstand der Spree kann damit reguliert werden, was beispielsweise für den Spreewald wichtig ist.

Am Nordstrand des Sees ist man auffällig um Touristen bemüht. Es gibt einen Campingplatz – es waren drei Wohnmobile zu sehen. Es gibt das Landschaftsbauwerk Ohr: man hat aus Erde ein großes Ohr gebaut. Seit 2008 gibt es auch Wortsäulen von Rupprecht Matthies. Das Projekt Ex Sorabia ist eine Art begehbares Wörterbuch der obersorbischen Sprache. Außerdem eine Strandbar, ein Badestrand und eine Bushaltestelle. Alle zwei Stunden kommt ein Bus.

Etwas weiter wurde der Seerundweg satellitentauglich beschriftet und später übermalt. Vorher war der Strandweg gesperrt und verbarikadiert. Der Asphaltweg führte nun durch den Wald. Oder: nennen wir es Baumplantage. Um den ganzen See herum größtenteils Pappeln oder Kiefern. Monokulturen. Manchmal in rechteckige Felder gezwängt. Hier, am Ostufer, waren die Bäume schon etwas älter. Ich blieb vorsichtshalber auf dem Asphaltweg, obwohl man hätte etwas abkürzen können.

Dadurch kam ich aber an die Löschwasserentnahmestelle mit einer schönen Sichtachse auf das Kraftwerk Boxberg. Naja, man muss das mögen. Ich machte auf einer Bank eine Pause und lüftete etwas die Füße, futterte einen Quetschie und machte mich wieder auf den Weg. In den Bärwalder See gibt es drei Zuflüsse, die nun auf den letzten Kilometern folgten: den Dürrbacher Fließ, den Schulenburgkanal/Weigersdorfer Fließ und in Uhyst den Spree-Einleiter. Am Spree-Ausleiter (eigentlich Schwarze Schöps) war ich ja bereits vorbeigekommen.

Die Hauptattraktion am Ostufer war der Hafen Klitten. Ich sah eigentlich nur Hausboote. Die in der Marina liegenden Schiffe sahen aber nach fester Verankerung aus. Ich versuchte etwas schneller zu laufen, denn ich wollte eigentlich noch den Zug erreichen. Daraus wurde leider nicht. Ich kam wieder am Ausgangspunkt an, zwischendurch noch eine Umleitung, und machte eine große Pause. Ich entdeckte noch ein Kunstwerk: „Handlungsspielraum“ – eine Serie von riegelförmigen Betonkörpern mit Beschriftung.

Das Klo öffnet erst am 1. April. Und der Zug kommt erst in zwei Stunden. So schlenderte ich gemütlich zurück. Diesmal besuchte ich auch den Park zum Neuen Schloß, der irgendwas mit Fürst von Pückler-Muskau zu tun hat. Pückler besuchte in Uhyst eine Bildungseinrichtung bevor er dann in die Großstadt verschwand, ähm, nach Leipzig zum Jurastudium. Der Park hat quer einen Wasserlauf mit Brücke und recht große ansehnliche Bäume. Vermutlich ist vom ganzen Park nur ein Rest erhalten.

Die wertvollste Hinterlassenschaft von Fürst von Pückler-Muskau ist sowieso die bekannte Eiskreation aus Vanille-, Schokoladen- und Himbeer-Eis. Gut das es gleich ein paar Meter weiter das „Gruners“ gibt – ein Eis-Cafe. Aus Eis hatte ich aber keine Lust und so gab es Kuchen und zwei große Kaffee, bevor ich dann zur Bahnstation lief. Achso: und 1828 hat Fürst Pückler-Muskau das Wort Sport in den deutschen Sprachraum eingeführt. Er ging auch gern Wandern. Und nun fing es an zu regnen.

Die Rückreise war leider sehr anstrengend. Der RE50 war nicht nur überfüllt, sondern auch 45 Minuten zu spät. Nach der Warterei in einem Buswartehäuschen und der stehenden Zugfahrt im RE50, war die S-Bahn schon „Erholung“. Der größte sächsische See und der erste der Iron Lake Challenge Sachsen war damit geknackt.

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