Berzdorfer See (2025)

Am 20.05.2025 war ich wieder wandern. Diesmal umrundete ich im Rahmen der Iron Lake Challenge Sachsen den Berzdorfer See im Süden von Görlitz. Ich wählte die einfachere Verbindung mit dem RE10 nach Cottbus. Dieser fährt im Verbund mit dem RE11 nach Falkenberg (Elster) und dann alleine weiter nach Cottbus. Dort fährt dann eine Regionalbahn nach Zittau auf einer teilweise einspurigen Strecke.

Bei dieser Wanderung gab es eine Neuerung: ich habe mit Komoot navigiert. Die App wird einem ja ständig aufgedrängelt und die Sprachnavigation ist schon lustig. Ich hatte mir gleich das große Kartenpaket für 29.90 Euro gekauft und für diese Tour auch gleich offline heruntergeladen. Eine gute Idee: Der See liegt ja in der Nähe der deutsch-polnischen Grenze und das Handy wollte unbedingt Daten-Roaming mit hohen Gebühren machen, ich aber nicht.

Nach drei Kilometern war dann der See erreicht. Ich fing nun an den See in Uhrzeigerrichtung zu umrunden – eigentlich hatte ich das anders geplant. Gleich am Kreisverkehr ist ein großes Gebäude des DRK, ein kostenpflichtiger Wohnmobil-Stellplatz und der Zulauf von der Lausitzer Neiße. Die Neiße und damit auch die deutsch-polnische Grenze liegt hier sehr nah am See. Hier folgte auch der erste Strand: der Nordoststrand oder auch Strand Görlitz. Hier gab es Toiletten, Strandkörbe und Gastronomie.

Das in Sanierung befindliche rund 2.000 Hektar große Areal eines ehemaligen Tagebaus soll zu einem Tourismus- und Feriengebiet in der Euroregion Neiße, dem Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien, entwickelt werden. Nicht ganz freiwillig, sogar eher als geplant, wurde durch ein Neiße-Hochwasser im Jahr 2010 der Endfüllstand des Sees eher erreicht. Damals brach der Staudamm des Niedów-Stausees und spülte nicht nur die Bahnstrecke davon.

Ich machte derweilen eine kleine Pause an der Milchbar Otto, um auf die 4-Minuten-Bratwurst zu warten. Dort ist die Wüstung Deutsch-Ossig (es gibt auch noch ein Wendisch-Ossig). Der Ort musste 1988 dem Braunkohletagebau weichen. Der Großteil des alten Dorfes wurde zerstört, darunter auch historisch wertvolle Gebäude und verschiedene Bauernhäuser in Fachwerkbauweise. Vom Rundweg kann man einen Blick auf das alte Schloss des Ortes werfen, dort ist auch ein Gedenkstein. Inzwischen möchte man die alte Ortslage wieder entstehen zu lassen – dort gab es auch Baubetrieb an den noch vorhandenen Gebäuden.

Um 1835 begann der Braunkohlenabbau in der Oberlausitz mittels kleiner Tiefbauschächte, ab 1922 wurde bei Görlitz der erste Tagebau begonnen und fünf Jahre später wegen unkontrollierter Flutung wieder beendet. 1946 wurde der abgesoffene Tagebau ausgepumpt und die Braunkohleförderung erst wieder 1997 endgültig beendet. 2002 begann die Flutung des Tagebaus mittels zweier Wasserleitungen aus der Neiße. Heute sind davon nur ein kleines Häuschen mit einer Infotafel übrig. Die Wasserleitungen wurde verfüllt.

Um den See herum führt, bis auf ein kleines Stück auf der Ostseite, ein Asphaltweg. Unterwegs hat man auch schöne Ausblicke auf den See und die Landeskrone – das Görlitzer Wahrzeichen. Dann gelangt man zum Hotel „Insel der Sinne“. Auch dort Bauarbeiten: es entsteht das Feriendorf „Seen-Dorf“ mit schönen Blick auf den See. Dann folgte eine kleine Halbinsel mit der Ziegenranch. Leider waren keine Ziegen zu sehen. Dafür andere Wanderer und viele Radfahrer. Es ging gesittet zu, bis auf die Senioren, die unbedingt nebeneinander gehen wollten.

Dann folgte der Hafen Hagenwerder. Es gab drei Fahnen, zwei Leuchttürme und Gastronomie. Dort liegt auch ein Fahrgastschiff an der 150 Meter langen Kaimauer. Nach kurzer Zeit gelangte ich dann zum Segelstützpunkt. Dort gibt es eine Boje mit einer langen seltsamen Geschichte, die man auf der an einem Stein angebrachte Infotafel nachlesen kann. Wer schenkt seiner Frau zur Hochzeit eine Boje? Man gelangt nun zur Blauen Lagune – dem nächsten Strand. Dort ist der südlichste Ende des Berzdorfer Sees.

An der Blauen Lagune machte ich mal eine kurze Pause und schüttelte die Steine aus den Schuhen. Ich wollte auch die dortige Toilette benutzen, hatte sogar ein 50-Cent-Stück mit. Leider funktionierte es nicht, so düngte ich dann halt etwas später den Wald. Auf dem folgenden Stück des See-Rundweges ergaben sich Rückblicke auf das Ostufer. Dort war ein Förderturm und ein groß aufragendes Gebäude zu sehen. Von beiden Hightlight hab ich leider beim Wandern an der Stelle nichts mitbekommen.

Als nächstes folgt die „Rutschung P“. Bereits zur aktiven Kohleförderung traten im Tagebau Rutschungen auf die alphabetisch nummeriert wurden. Die größte Rutschung war die „Rutschung P“, wo auf 1,8 Kilometern die Westseite in Bewegung geriet. Daher wurde der Abraum dann in sogenannten Stützkippen auf dem Westfeld des Tagebaus verkippt, um die Rutschungen aufzuhalten. Trotzdem ist der Bereich bis heute instabil, man sah an einer Stelle auch eine Abbruchkante. Betreten auf eigene Gefahr.

2004 wurde der Bereich Naturschutzgebiet. Der Uferweg um den See führt nun auf einer Länge von zwei Kilometern ohne Asphalt durch das Naturschutzgebiet. Dann begann wieder die Asphaltpiste und führte über einige Kilometer zurück zum „Kreisverkehr mit Stein“ – meinem Ausgangspunkt der Seeumrundung. Ich machte nochmal Tempo und kam so auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,6 km/h. Das Komoot-Tracking brach ich dort ab, die drei Kilometer zum Bahnhof sind also nur als Hinweg drauf. 18,1 Kilometer, gesamt wären es dann 21,2 Kilometer gewesen.

Am Bahnhof wartete ich ein wenig auf den Zug nach Cottbus. Ich hatte vorsichtshalber alle Zugverbindungen ausgedruckt. Auch das eine gute Idee, denn ohne teueres Roaming hat das Handy hier nichts angezeigt. So ging es 14:35 Uhr zurück nach Cottbus, wo ich eine Stunde auf den Anschlusszug warten musste. Beim Bahnhofs-Bäcker gabe es eine Streuselschnecke und einen Kaffee mit Blick auf die Bahnsteige. Dann mit dem RE10 nach Leipzig und der S-Bahn nachhause.

Im Jahr 2014 war ich bereits in der Gegend. Auf meiner Grenzerfahrung fuhr ich entlang der Oder und Neiße (entlang der deutsch-polnischen Grenze) auch am Berzdorfer See vorbei. Damals sah ich mit den ausgestellten Schaufelradbagger RS 1452 in Hagenwerder an, und fuhr auch am Hafen vorbei. An Boote kann ich mich aber nicht erinnern. Übringes ist mir auch aufgefallen, dass in Hagenwerder auch eine Bahnstation ist, von der man den See umrunden kann. Ein Video von Harald Lorenz.

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