Talsperre Quitzdorf (2025)

Der siebte See im Rahmen der Iron Lake Challenge Sachsen war etwas besonderes. Diesmal handelte es sich nicht um ein Tagebaurestloch, sondern um einen künstlich angelegten See, der als Wasserspeicher für das Kraftwerk Boxberg diente. Am 25.05.2025 machte ich mich auf den Weg zur Talsperre Quitzdorf.

Die Zugverbindungen sind wohl momentan sehr instabil. Ich fuhr mit dem RE 50 nach Priestewitz und dann von dort mit dem RE 15 nach Hoyerswerda. Von dort mit einem Stadler RegioShuttle RS 1, genannt RB 64, nach Niesky. So war ich auch zum Bärwalder See gefahren. Die Verbindung RE 11 von Leipzig nach Hoyerswerda, oder RE 10 von Leipzig nach Cottbus und von dort jeweils mit RB 64 nach Niesky wurden vom DB-Navigator einfach nicht angeboten.

Von Niesky könnte man mit einem Bus zur Talsperre fahren, leider war wohl sonntags zu dieser Zeit keiner unterwegs. Also lief ich über drei Kilometer zum Start an der Bushaltestelle Jänickendorf-Schäferei. Unterwegs gab es einen Waldfreidhof mit einem Grabmahl für gefallene sowjetische Soldaten, einen Garten mit Bahnschildern einer großen Kreuzung über die B115 mit Tankstelle und vielen Autos.

Gleich nach dem Start folgt der Zufluss der Talsperre, der Schwarze Schöps, dessen Quelle westlich von Görlitz liegt. Danach endet die Asphaltpiste und es geht auf einem Single-Trail durch den Wald zur ersten Gaststätte am See, einem Pferd und zum Reichendorfer Damm. Der Single-Trail machte nicht den Eindruck, als würden da viele Menschen laufen. Der Reichendorfer Damm teilt von der Talsperre einen Polder ab den Quitzdorfer See oder eigentlich Teilstaubecken Reichendorf.

Dann ging es auf dem 16 Kilomter langen Rundweg weiter. Der Waldweg, dort war auch ausgeschildertes Naturschutzgebiet, war etwas anstrengend gewesen. Man musste zusehen, keine kleinen Bäumchen umzutreten, ständig Zweige aus dem Weg halten oder drunter durchklettern und bekam Spinnweben ins Gesicht. Da dort auch Eichen wuchsen, war ich wegen des Eichenprozessionsspinners sehr vorsichtig – es war keiner da. Da man im Naturschutzgebiet auch die Wege nicht verlassen sollte, war ich manchmal sehr verunsichert, ob dort noch ein Wanderweg sei, fand aber immer wieder Markierungen.

Nach dem Reichendorfer Damm folgte die Siedlung Wacheberg, dann wieder ein Waldweg und dann die Siedlung am Säuberg. Ich fand übrigens überhaupt keinen Berg – vielleicht machen diese Bezeichnungen nur Sinn, wenn man sich eine leere Talsperre vorstellt. Am Säuberg ist noch ein Gedenkstein für den Ort Quitzdorf der für die Talsperre verlassen werden musste. Außerdem gibt es ein Altes Strandbad. Ansonsten ein riesiges Vereinsheim und idyllische Datschen und Finnhütten.

Danach folgte wieder ein Single-Trail am Ufer der Talsperre entlang. Hier wurde etwas aufgeräumt und abgeholzt. Die Reste verblieben als Totholzhügel entlang des Weges. Im Gegensatz zu den Tagebaurestlöchern, wo die Ufer meist Halden sind, was zu einer begrenzten Pflanzenzahl führt, blühte entlang der Talsperre das Leben. Man hatte den Eindruck von „Richtiger Natur“ und wurde mit herrlichen Ausblicken auf den Tallsperren-See belohnt.

Leider hat auch dieser See seine Probleme: durch den hohen Nährstoffeintrag in den See bilden sich gerne mal im Sommer Blaualgen. Die zuständige Behörde in Görlitz warnt fast jedes Jahr im See zu baden und zieht regelmäßig Wasserproben. Blaualgen bilden Cyanobakterien, die zu Leberschädigung, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Augen-, Ohren- und Halsentzündungen führen können. Nun, ich würde nicht im Wasser planschen.

Ursprünglich floss in dem Tal bei Quitzdorf der Weinberggraben in den Schwarzen Schöps. Heute ist dort der Kollm-Damm, der dies verhindert und den Weg versperrt. Das Wasser muss daher in den Stausee gepumpt werden. Das Schöpfwerk gibt es seit 1968 – es wurde 2007 erneuert. Ich lief weiter zum nächsten Feriendorf, dort gab es leckeres Eis und ich lief mit zwei Kugeln weiter. Dann nahm ich eine kleine Abkürzung auf einem Damm und gelangte zu einer seltsamen Waldsiedlung. Am Eingang stand etwas von Sozialem Lagerhaus.

Nun folgte der dritte (und letzte) Damm: der Hauptdamm. Der Damm besteht, wie die anderen beiden auch, aus Erdschüttungen, die mit einer Tonschicht wasserdicht gemacht wurden. Der Bau der Dämme erfolgte von 1965 bis 1972. Hier gibt es interessantes zu sehen. Zuerst der Entenschnabel. Das ist ein Überlaufbauwerk, dass ab einer gewissen Füllhöhe automatisch das (Hoch-)Wasser ableitet. Der Abfluss in den Schwarzen Schöps folgt dann durch zwei Grundablassrohrleitungen in der Mitte des Damms.

Den rostigbraunen Abfluss konnte man vom Damm aus sehen. Das kleine Flüsschen führt dann übrigens nach Boxberg zum Bärwalder See, wo der Ableiter im Schwarzen Schöps endet. Vom Hauptdamm aus sieht man auch die Fischteiche, wo die Kreba Fisch GmbH Süßwasserfische (Lausitzer Spiegelkarpfen, Hecht, Schleie, Wels sowie Stör) züchtet. Übrigens ist der Weg über den Damm ein Radweg, der sogenannte Staudammradweg, und hat Öffnungszeiten: 8-18 Uhr ist vom März bis Oktober der Weg geöffnet, im Sommer noch etwas länger. Winterwanderer müssen einen Umweg laufen.

Mit einer Wasserfläche von etwa 7,35 Quadratkilometern ist der See die flächenmäßig größte Talsperre Sachsens. Der Stausee ist durchschnittlich jedoch nur zwischen zwei und drei Meter tief. Hauptaufgabe der Talsperre ist der Hochwasserschutz. Bei Trockenheit höht sie mit ihrem Wasser den Pegel des Schwarzen Schöps auf, der bei Sprey in die Spree mündet. Dadurch hat die Talsperre eine Wirkung bis in den Spreewald. Wenn ausreichend Wasser in der Talsperre vorhanden ist, kann es dazu genutzt werden, ehemalige Tagebaue in der Lausitz zu fluten. Außerdem ist sie ein bedeutendes Fischereigewässer.

Eigentlich sollte im Jahr 2019 eine Komplexsanierung der Talsperre Quitzdorf beginnen, insbesondere zur langfristigen Sicherung der Wasserbereitstellung und der Wassergüte. Außerdem soll das Ablassbauwerk erneuert werden. Diese wurde jedoch abgebrochen, da die Talsperre wegen Sabotage nicht abgefischt werden konnte. Im dritten Quartal 2026 soll nun der See abgelassen werden. Ich war inzwischen beim Campingplatz angelangt. Dort ist eine weitere Gaststätte.

Nun ging es auf einem Waldweg zurück zum Startpunkt. Dort wurde es nochmal sehr schön. Ich lief dann wieder zurück zum Bahnhof in Niesky. Ich hätte mal auf den Fahrplan an der Bushaltestelle gucken sollen, da fuhr unterwegs ein Bus an mit vorbei. Ich hohlte mir an der Tankstelle ein Bulettenbrötchen und waretete dann noch 50 Minuten in Niesky auf die RB 64. Dann in einem übervollen Zug nach Priestewitz und im vollen RE 50 nach Leipzig. Ich hatte jeweils einen Sitzplatz.

Der Weg vom Bahnhof zum See und einmal herum hatte die Länge von 19,3 Kilometer. Nach dreieinhalb Stunden kam ich damit auf 5,4 km/h. Neben dem Wanderweg führt noch ein asphaltierter Radweg um den See, der aber zwei Kilometer länger ist. Falls der Dammweg gesperrt ist, müsste man vermutlich über Sproitz laufen – das wäre dann auch länger. Unten gibt es den Komoot-Link. Bei Komoot findet man dann auch andere Routen und bei Youtube ein Video von Harald Lorenz.

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