Mein zweiter Megamarsch und mein zweiter 50-Kilometer-Marsch fand in Hannover statt. Ich war am Vortag, dem 9. Mai 2025, direkt nach einem Frühdienst in der Firma angereist. Als ich im Self Check-In Hotel, direkt auf dem Messegelände, angekommen war, stellte ich leider fest das es im Hotel kein Frühstück gab und ich den Fotoapparat vergessen hatte. Also ging ich noch einkaufen und lernte die ganze trostlose Gegend kennen.



Start und Ziel befanden sich auf einem Parkplatz des weiträumigen Messegeländes in der Kronsbergstraße in Laatzen. Ich musste noch einen Kilometer hinlaufen. Vorher hatte ich noch einen Kaffee aus dem Hotelautomaten gezogen. Am Start gab es das Starterbändchen, einen Stempel in den Wanderpass und ich musste noch einige Zeit warten, da ich zu früh da war. Ich war in der gelben Startgruppe 08:30 Uhr, aber startete erst 08:35 in der zweiten Welle. Megamarsch startet alle 5 Minuten eine kleinere Wandergruppe – eine sehr gute Idee.



Dann ging es auch schon los. Die berühmte Fußgängerbrücke wippte, obwohl niemand in einem gemeinsamen Marschschritt lief. Den berühmten Beton-Union-See – eine ehemalige Sandgrube – verpasste ich fotografisch, weil die GPX-Aufzeichnung mit der Karte im Hintergrund lief und ich die Kamera des Handys angeschalten hatte. Am 10-Kilometer-Schild wurde eine Wanderin von ihrem kurz angebundenen Hund umgerissen, weil ein vorbeilaufender Wanderer das L-Wort gesagt hatte: Leckerli.



Bei 13.2 Kilometer folgte dann der erste VP beim SV Ihme-Roloven, wo ich Saft trank und eine Banane futterte. Dann ging es auch schon weiter. Bis zum VP 4 traf man nun immer wieder dieselben Wanderer auf der Strecke – mal überholte ich oder wurde überholt. Bei 20.2 km kam dann der zweite VP im Delfi-Bad in Gehrden. Diesmal trank ich wieder Saft, versetzte ihn aber mit Elektrolyte-Pulver, welches an einem Stand verteilt wurde.



Ich zog auch die Schuhe aus. Diese waren durch die staubigen Wege sehr dreckig. Am rechten Fußgelenk hatte ich ab Kilometer 5 Schmerzen, die aber fast wieder verschwunden waren. Auch ging unterwegs mehrfach der rechte Schnürsenkel auf – ich band ihn dann sehr locker, weil es sonst weh tat. Blasen gab es noch keine – ich zog die Strümpfe auch nicht aus. Nach ein paar Minuten sitzen lief ich weiter. Definitiv zu spät folgte dann das 20-Kilometer-Schild.



Die Gegend um Ronnenberg ist durch den Kalibergbau des Kaliwerks Hansa bekannt. Das Kalisalz wurde bis 1975 abgebaut, dann durchbrach eine Wasserader die Schachtwand und der Bergbau musste aufgegeben werden. Der Abraum wurde aufgeschüttet, teils durch Ummantelung durch Bauschutt und Humus renaturiesiert, teil wieder abgetragen und in die Asse-Schachtanlage verfüllt. An den Resten der abgetragenen Halde sind wir vorbeigelaufen. Heute wird hier Erdgas gespeichert.



Nach dem 25-Kilometer-Schild folgte dann bei 28.3 Kilometern der VP 3 beim SV Ihme-Roloven. Da waren wir schon und hatten nun die Ronnenberger Schleife absolviert. Diesmal gab es Cola und zwei Becher schüttete ich in mich rein. Leise weinten zwei Flaschen Zero, weil niemand sie haben wollte. Kurze Pause auf einer Sitzbank, Schuhe entstaubt und schon ging es weiter. Ich wurde nun deutlich langsamer, denn ich spürte schon, dass die AdventureWalk-Blase unter dem linken wieder da war.



Zwischen dem Kilometer 35 und Kilometer 40 wurde es dann sehr idyllisch. Wir überquerten die Osterbrücke und gelangten zu den Ricklinger Kiesteichen – einem Naherholungsgebiet von Hannover. „Hannover ist wunderschön!“, meinte Spax und nun sah ich was er meinte. Es wurde geangelt und auf der Wiese herumgetollt. Und sehr viele Radfahrer. Es ging am Westufer des Maschsees entlang nach Norden. Der Kontrast zum trostlosen Messegelände würde auf den letzten zehn Kilometern noch größer werden.



Bei 40 Kilometern folgte VP 4 beim Fußballverein SC Elite Hannover. Hier gab es wieder Cola. Auf der Wiese sitzend zog ich diesmal nicht nur die Schuhe aus, sondern auch die Strümpfe. Da war sie wieder, die Riesenblase. Ich musste sie anstechen und klebte dann ein großes Blasenpflaster drauf. Rechts war es am Fußgelenk und darüber ordentlich angeschwollen. Ich bekam kaum die Schuhe wieder an, dafür aber drei Müsli-Riegel. Den nächsten Kilometer humpelte ich mit 3-4 km/h, dann hatte sich das Blasenpflaster „eingetreten“ und der Schmerz lies nach.



Ich guckte mal auf den GPX-Viewer, der leider an VP 4 das Tracking abgeschalten hatte. Also wieder an. Nun war ich wieder endgültig in der „Zivilisation“. Es ging zum Maschpark und Maschteich und dann an der Ostseite des Maschsees wieder nach Süden. Neues Rathaus. Fackelträger-Säule, Le Hallebardier von Alexander Calder und die Flaniermeile der „Stadt der Kulturen“. Übrigens: keine Menschen, die nicht wussten, was für seltsame verstaubte Wanderer da daherkommen. „Ah, das sind die vom Megamarsch!“



Die letzten Kilometer hab ich dann wieder über 5 km/h geschafft, aber der auf den ersten 30 Kilometer herausgelaufene Vorsprung war wieder weg. Im Ziel waren es dann 10 Stunden und 2 Minuten, also eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 km/h. Maximal bin ich 8 km/h gelaufen. Eine Stunde und acht Minuten schneller als in Dresden, aber dort gab es auch viele Höhenmeter. Medaille, Urkunde, vergessen den Wanderpass abstempeln zu lassen und dann zum Hotel.



Im Hotel zog ich dann die Schuhe aus. Ich war die letzten Kilometer direkt auf der Blase gewandert, das blutverschmierte Blasenpflaster hatte sich um die Zehen gewickelt. Der linke Fuß massiv geschwollen. Nun, ich glaube ich sollte mal drei Wochen Pause machen, bis alles verheilt ist.




Ein Video mit den Starts bis 08:35 Uhr udn ein 30-minütiges Video von unterwegs gibt es von Wandersittich Arosarithe Unterwegs. Ansonsten noch „Hannover“ von Spax.