Berlin-Marsch (2025)

Für den Oktober 2025 hatte ich mir noch den Berlin-Marsch am 3. Oktober vorgenommen. Nach Berlin ging es am 2. Oktober mit einem ICE, mit einer kleinen Miniwanderung in der Hufeisensiedlung. Zum Hotel im Ensemble Bölschestraße in Friedrichshagen, nördlich des Müggelsees, ging es dann mit der S-Bahn S3 und dann zu Fuß, weil die Tram zu lange gedauert hätte. Der Berlin-Marsch findet nur einmal im Jahr statt und wird vom Ausdauerfreunde e.V. ausgerichtet. Der Verein veranstaltet den Werbellinsee-Triathlon, den Berlin-Triathlon, den Kallinchen-Triathlon und Laufveranstaltungen, wie den Valentinslauf in Berlin.

Auf der Startliste war ich mit Check-In 05:30 Uhr und Startzeit 06:30 Uhr eingetragen. 04:30 Uhr aufstehen kenne ich vom Frühdienst. Am Morgen stellte ich dann fest, dass die Tram noch nicht fuhr. Also zu Fuß, sind ja höchste zwei Kilometer. Am Fürstenwalder Damm traf ich auf vier Wanderinnen die den Weg zum Sportplatz suchten. Letztendlich ging es mit dem Handy als Taschenlampe durch den Wald.

Am Sportplatz im Schein der Stirnlampe gab es einen Startnummernzettel und pünklich 6:30 Uhr ging es dann auch los. Die Lampe behielt ich erstmal auf dem Kopf. Es war noch ziemlich finster, wurde dann aber nach einer Viertelstunde hell. Zuerst ging es entlang der S-Bahn durch die Siedlung Eisengrund nach Westen und dann an der Wuhle nach Norden. Vom Wuhlebecken war nicht zu sehen. Dann ging es nach Westen zur U-Bahn, die hier oberirdisch fährt. Allerdings genauso hektisch.

Auf der anderen Seite der Gleise war schon der Tierpark. Der Tierpark Berlin wurde 1955 von der DDR mit dem bekannten Direktor Heinrich Dathe gegründet, da der Zoo Berlin in Westberlin lag. Ein Teil des Geländes war ein 1821 von Peter Joseph Lenné errichteter Schlosspark. Noch vor Bärenschaufenster und Haupteingang war der VP 1 wo ich Schnittchen und eine halbe Banane gegessen haben. Quarkbällchen und Pizza gab es nicht.

Die nächsten zehn Kilometer ging es von Friedrichsfelde nach Rummelsburg und weiter nach Friedrichshain. Am Frankfurter Tor (dem Platz) ging es dann auf die Karl-Marx-Allee (früher Stalinallee) in Richtung Berlin-Mitte. Der Baustil (Sozialistischem Klassizismus) diente dann DDR-weit als Blaupause für ähnliche Bauten. In Leipzig beispielsweise bei der Ringbebauung. 1953 begann hier der bekannte Aufstand wegen der Erhöhung der Arbeitsnormen. 2025 regten sich einige Wanderer über die zu einem Drittel gefüllten Becherchen an den VPs auf.

Nun begann der anstrengende Marsch durch die Touristen-Massen. Wirklich sehr anstrengend aufs Handy nach dem Weg zu schauen und gleichzeitig Leuten auszuweichen oder diese zu überholen. Alexanderplatz, Rotes Rathaus, Fernsehturm. Ich lief zweimal etwas falsch. Dann „Unter den Linden“ mit einer Friedensdemo. Ich wurde bestimmt fünfmal angequatscht. Hier war ich schon elf Jahre nicht mehr, aber es hat sich auch nichts geändert. Wie Grönemeyer einst schrieb: „wir tanzen der ganzen Welt vor“.

Der BerlinMarsch war glaube ich mein erster Marsch mit mindestens 30-40 Ampeln. Das bremst ganz schön aus. Durch die Navigation durch das Straßensystem hatte ich auch am Ende nur noch 2% auf dem Akku. Bei vorher vollgeladenen Akku. Auch das erste Mal. Obwohl ich viele Kilometer hinter Berlinern gelaufen bin, um die ständige Handy-Navigation zu vermeiden.

Nach dem Brandenburger Tor ging es rechts am Reichstag vorbei zum Reichstagsufer und dann am Paul-Löbe-Haus die Treppe hinunter und die Spree entlang. Da wurde es mal ein bisschen ruhiger. Als am anderen Ufer der Hauptbahnhof auftauchte, fiel mir ein, wie ich am Vortag mit der S-Bahn gefahren bin und für die bisher zurückgelegte Wanderstrecke 33 Minuten brauchte. „Bitte zurückbleiben“. Eine kleine Pause auf einer Bank, da ich Dreck im Schuh hatte.

Dann gelangte ich zur „Schwangeren Auster“ (ehemals Kongresshalle), die nun „HKW – Haus der Kulturen der Welt“ heißt. Das ist ein Ausstellungsort für die internationalen zeitgenössischen Künste und ein Forum für aktuelle Entwicklungen und Diskurse. Zurzeit ist die Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“ von Jan Böhmermann & Gruppe Royale. Dort wurde der Rapper Chefket wegen eines Palästina-Shirts ausgeladen, dann haben sich die anderen Künstler abgesagt. Nun gibt es nur noch Roller.

Dann folgte der Tiergarten. Dort fotografierte ich einen bekannten historischen Feuermelder. Dabei geriet auch ein weißes Gebäude mit ins Bild. Angeblich heißt es Schloss Belevue und unser König soll dort wohnen. Gleich als nächstes folgte die Goldelse. Die heißt eigentlich Viktoria und darf von der Siegessäule heruntergucken. Auf der Großer Sternallee ging es weiter zur Bellevue-Allee und dann zum Kemperplatz mit dem Sony Center.

Hier waren nun 30 Kilometer vorbei und der VP 3 folgte. Noch 23 Kilometer bis zum Ziel. Hier gab es etwas zu trinken. Außerdem musste ein Quetschie und ein Energy-Gel dran glauben. Nach ein paar Minuten Pause ging es am Potsdamer Platz vorbei weiter zum Halleschen Ufer am Landwehrkanal. Am Halleschen Tor bog der Wanderweg dann zum Mehringplatz ab, wo man eine Friedenssäule von Christian Gottlieb Cantian ansehen kann. Weiter nach Kreuzberg.

Am Wegesrand, es ging immernoch am Landwehrlanal entlang, stand dann eine alte Pumpe, die früher das Wasser zu den Rieselfeldern pumpte. Nach dem Böcklerpark bog der Wanderweg nach links zum Wassertorplatz ab und führte dann weiter zum Kotti. Das Kottbuser Tor ist ein „kriminalitätsbelasteter Ort“, sozialer Brennpunkt und Drogenverkaufsort. Wer hier googeln möchte: Celalettin Kesim, Maikrawalle und 36 Boys.

36 brennt, 61 pennt. Gleich weiter zum nächsten „kriminalitätsbelasteten Ort“. Der Görlitzer Park gilt als einer der größten Drogenumschlagplätze Berlins. Immer wieder kam es dort zu gewaltsamen Zwischenfällen zwischen den Dealern und den Käufern mit Verletzten. KIZ: „Görlitzer Park, im Herzen der Stadt. Die Falckensteinstraße ist Westafrika. Die Dealer am hustlen bei Tag und bei Nacht, nur die Härtesten haben es bis hierhin geschafft.“ Ich geh wandern. Keine Zeit Tauben zu füttern.

Weiter ging es zur Spree und dem Hafen Treptow. An der Abteibrücke, die zur Insel der Jugend führt, ging es dann in den Plänterwald. VP 4. Der Abzweig von der Neuen Krugallee war ein kleiner, leicht zu übersehender, Single-Trail. Auch hier war das Handy dauerhaft an. Ständig kleine und größere Abzweigungen. Am Ende, an einem Rodelberg, war der Weg dann einfach mit einem Zaun versperrt. Mit anderen Wanderern fand ich dann 50 Meter zurück eine gangbare Passage zur Schnellerstraße.

Die letzten Kilometer gab es kaum noch Fotos. An der „Alten Försterei“ vom FC Union Berlin knipste ich noch ein bisschen. Im Bellevue-Park war nochmal ordentlich Verwirrung. Der Weg war nicht auffindbar, so musste ich mit zwei anderen Wanderern einen anderen Weg finden. Lustigerweise habe ich den nächsten Tag im Video von Jana Bieler gesehen, dass es da einen Weg an der Alten Erpe gegeben haben muss. Dann folgte schon der Fürstenwalder Damm der zum Ziel führte.

Plastik-Medaille, Urkunde und wieder so einen peinlichen halben Becher Cola. Dafür hätte man Duschen können. Gesamt: 52,2 Kilometer in 10:14 Stunden mit 5,1 km/h. In Bewegung: 09:23 Stunden mit 5,6 km/h. Für die Urkunde hab ich nochmal auf Komoot geschaut. Danach war der Strom alle. Es ging auch gleich zurück zum Hotel. Diesmal mit Tram 60. Es gab 3 Blasen, an bekannten Stellen. Den nächsten Tag ging es mit Tram, S-Bahn und ICE zurück nach Leipzig.

Video: Jana Bieler

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